Eine junge, moderne Hauptstadt

Aktuell: Nach Unwetter Hilfsmöglichkeiten am Ende des Artikels.

Ach, da wird immer noch von manchen Slowenien und Slowakei verwechselt. Dabei sind eigentlich beide Länder auf ihre Art unverwechselbar. Für die Älteren ist Slowenien immer noch als früherer Teil Jugoslawiens in Erinnerung. Aber längst ist es auch von den Spuren der Auseinandersetzungen beim Zerfall des Süd-Slawischen Reiches erholt und zum kleinen aber interessanten Reiseland erwachsen.

Ljubljana mit Burg

Besonders Sloweniens Hauptstadt Ljubljana und seine Umgebung haben Besuchern wirklich viel zu bieten und zeigen ihre Jugendlichkeit an vielen Stellen.

Doch auch Überliefertes kann Besucher faszinieren. Doch gehört dazu in der Regel etwas Hintergrund-Information. Wer, der nicht stark architektur-affin ist, kann heute mit dem Namen Jože Plečnik (teilweise auch als Josef Plecnik bezeichnet) etwas anfangen. Dabei hat der slowenische Architekt bedeutende Bauten in Wien und Prag hinterlassen.

In seiner Heimat Slowenien jedoch prägte er maßgeblich das Stadtbild von Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens. Seine architektonischen Werke zeichnen sich durch eine einzigartige Kombination aus Klassizismus, Jugendstil und modernem Design aus. Und so kann man bei einem Stadtbummel oder einer Fahrt in die Umgebung eigentlich seinen Arbeiten gar nicht ausweichen. Sein bedeutendstes Werk in der Hauptstadt ist zweifellos der Triple-Brückenkomplex, der das historische Zentrum der Stadt über die Ljubljanica verbindet. Dieses architektonische Meisterwerk ist zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden und zieht sowohl Einheimische als auch Touristen gleichermaßen an. Ein weiteres herausragendes Beispiel für Plečniks Arbeit ist die Kathedrale von Ljubljana, eine monumentale Kirche, die für ihre harmonische Verbindung von sakraler Architektur und modernen Elementen bekannt ist.

Plečniks Einfluss auf die Architektur von Ljubljana ist bis heute spürbar. So entwarf er den Tivoli-Park, mit seinen prächtigen Alleen, eleganten Pavillons und wunderschönen Gärten, oder den Zentralfriedhof Žale, der zum nationalen slowenischen Kulturdenkmal erklärt wurde und zum Weltkulturerbe zählt.

Fahrt auf den Burgberg der Hauptstadt

Auch wenn man als Besucher der Stadt unweigerlich auf Plečniks Wirken stößt, hat die Stadt vieles andere zu bieten. Gerade in dem Viertel entlang des Flusses Ljubljanica ist ein spannendes Ausgeh-Viertel entstanden, das nicht nur Touristen anzieht. Und ein vielfältiges Angebot an gastronomischen Angeboten lädt Einheimische wie Gäste ein. Von Streetfood bis zu Sterne-Gastronomie hat die Stadt viel zu bieten. Viele Gastronomen setzen dabei auf die kreative Umsetzung traditioneller Rezepte und auf eine vielfältige Auswahl, die von slowenischen Traditionsgerichten über internationale Klassiker bis hin zu Besonderheiten der exotischen Küche reicht.

Meisterkoch Janez Bratovž

Unser Redakteur besuchte beispielsweise das Restaurant JB das vom weltweit anerkannten Meisterkoch Janez Bratovž geführt wird. Sein Angebot ist durch eine Kombination von mediterranen und globalen Einflüssen geprägt, die dennoch ganz offen hohe französische oder landestypische slowenische Tradition bewahrt. Der Stil des Lokals ist dabei eher traditionell, um nicht zu sagen steif, doch die Küche macht das wett.

Im Restaurant Aftr

Im Restaurant Atelje (ja, die Schreibweise ist richtig) hatte sich Küchenchef Jorg Zupan einen Michelin-Stern erkocht. Doch Anfang 2023 wollte Zupan nicht mehr nur für zahlungskräftige ausländische Gäste kochen, sondern auch für die einheimischen Besucher. Und so gar er den Stern zurück und eröffnete in den gleichen Räumlichkeiten sein Late-Night-Restaurant Aftr (auch hier ist die Schreibweise gewollt).  Auf den Tisch kommen zahlreiche kleine Teller (Tapas-style?), alle sehr pfiffig und von gewohnt hoher Qualität. Kostproben? Thunfisch mit Dashi, Roten Rüben und Rogen oder Kartoffelkroketten mit Kuhkäse und schwarzem Knoblauchgelee.

Aber vergessen Sie bitte neben den Fine-Dining-Genüssen nicht die lokalen Spezialitäten, so die „Kranjska Klobasa“, die Krainer Wurst. Das älteste Rezept für Krainwurst wurde von der berühmten Köchin Katharina Prato während einer Reise durch das ehemalige Krain (damals ein Herzogtum im österreichischen Kaiserreich und vielfach als Kernland Sloweniens) niedergeschrieben und veröffentlicht 1896 im Werk „Süddeutsche Küche“. Die vielleicht beste Krainer Wurst ist  man in Ljubljana im Klòbasarna (von Klòbasa = Wurst), nicht weit von den berühmten drei Brücken entfernt.

Heimat der Kariner Wurst
Jeden Freitag ist Streetfood-Markt „Offene Küche“

Wer es dagegen international wünscht, dem ist die „Offene Küche“ des Street-Food-Marktes empfohlen. Jeden Freitag, wenn das Wetter es erlaubt, verwandelt sich Ljubljanas zentraler Marktplatz zu einem lebhaften extravaganten Ort für internationales Street-Food. Seit 2013 findet der populäre Speisemarkt im Herzen von Ljubljana statt und ist inzwischen zu einem regelmäßigen Ereignis an jedem sonnigen Freitag vom frühen Frühling bis zum späten Herbst in Ljubljana geworden. Am Samstag, den 26. August wird die „Offene Küche“ übrigens zum ersten Mal ihre Stände auch im nahen Kranj aufbauen.

Ach ja, Kranj. Die drittgrößte Stadt liegt nur etwa 20 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Ljubljana. Die in der österreichischen Zeit Krainburg genannte Stadt (in Österreich werden Städte in Slowenien und Kroatien oft bis heute mit ihren seinerzeitigen Namen benannt, Ljubljana beispielsweise als Laibach) ist das Zentrum der Region Oberkrain. Der Name Kranj/Krain leitet sich im übrigen vom keltischen „karno“ ab, was für Gipfel oder Hügel steht. Tatsächlich wurden im Gemeindegebiet archäologische Funde durchgehend bis zurück in die Jungsteinzeit gefunden.

Nur 23 km von Ljubljana entfernt ist die Kleinstadt Kamnik mit mittelalterlichem Stadtkern. Es ist die einstige Hauptstadt der Region Krain. Sehenswert die historische Handwerkerstraße Sutna sowie der schöne botanische Garten Volcji Potok. Auf dem Stadthügel Stari grad, der sich östlich des Stadtkerns auf einer Anhöhe befindet, sind noch die Überreste einer der ältesten Burgen der Region zu finden. Die Burganlage war im Mittelalter von strategischer Bedeutung, da sie die Handelswege in der Stadt kontrollierte. Heute ist der Stadthügel Stari grad der schönste Aussichtspunkt der Stadt.

Kapuzinerbrücke in Škofja Loka

Einen Ausflug wert ist auch Škofja Loka, das für seine Handwerkstraditionen bekannt ist. Im Stadtmuseum werden die Hut- und Kammmacherei, die Spitzenklöppelei, die Siebmacherei, die Leinenfärberei, die Leinendruckerei, die Kunstblumenmacherei und natürlich die Herstellung des legendären škofjeloškoer Honigkuchens mali kruhek präsentiert. Letzterer wird in der Stadt mit Holzmodeln hergestellt. Diese werden ebenfalls noch in der Stadt geschnitzt. In Workshops kann man diese und andere Handwerkstraditionen kennenlernen. Das Loški kruhek, bei den Einheimischen auch als mali kruhek (dt. kleines Brot) bekannt, ist ein kunstvoll gestalteter Honigkuchen. Er wird aus Roggen- oder Weizenmehl und Gewürzen, wie Zimt, Pfeffer, Nelken und Pottasche, zubereitet. Früher wurde er mehrmals im Jahr zu besonderen Anlässen gebacken, heute zählt er zu den typischsten Andenken in diesem Teil Sloweniens.

Kranj galt seit jeher als Hauptstadt der slowenischen Alpen. Die Innenstadt Krajns erhebt sich über dem 30m tiefen Cañon des Flusses Kokra. Von hier öffnet sich ein herrlicher Blick auf die Gipfel der drei höchsten slowenischen Berggruppen.

Blick in die Kokra in Kranj

Die als Kulturdenkmal geschützte Altstadt ist von einer 870 m langen Stadtmauer mit drei Wehrtürmen umgeben. Eine Besonderheit sind die unter dem historischen Stadtzentrum befindlichen unterirdischen Tunnel. Das 1300m lange Tunnelsystem wurde während des Zweiten Weltkrieges gegraben. Obwohl von Menschenhand geschaffen, ähnelt das Klima natürlichen Höhlen, was dazu führt, dass es hier Tropfsteine ​​und seltene Tiere wie Höhlengrillen und Höhlenkugelweber gibt. Sehenswert ist hier die Ausstellung über die Geschichte des Untergrunds von Kranj und ganz besonderer Höhlenbewohner: Einer Art Grottenolm. Vor allem in der berühmten Höhle von Postojna zu finden, wird hier in Kranj ausführlich mit Führung über die als „Drachenbabys“ bekanntgewordenen unheimlichen unterirdischen Lebewesen informiert, aus erster Hand erfahren Besucher von den Forschern des Tular-Höhlenlabors mehr über das Leben der Grottenolme in ihrer unzugänglichen, unterirdischen Welt, warum sie gefährdet sind und warum unterirdische Gewässer sauber bleiben sollten. Hier werden gerettete Grottenolme gezeigt, die durch Grundwasserüberschwemmungen an die Oberfläche gelangten, wo sie nicht überlebt hätten. Mit Ihrem Besuch werden die Gäste zum Unterstützer des bedrohten Grottenolms, denn die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern fließen vollständig in die Erforschung und den Schutz dieses bedrohten Tieres.

Der Grottenolm

Haben Sie Lust bekommen, in die Region Ljubljana zu reisen? Hotels aller Kategorien finden sich auf den bekannten Buchungsplattformen oder werden Ihnen in Ihrem Reisebüro vermittelt. Uns fielen aber zwei besondere, wenn auch nur teilweise bekannte Unterkünfte auf:

In Ljubljana ist es das Grand Hotel Union, direkt im Stadtzentrum, nur wenige Meter von den berühmten Drei Brücken entfernt. Das 1905 erbaute Hotel ist ein symbolträchtiges Gebäude, das Teil der lebendigen Geschichte der Stadt und des Landes ist. Dieses imposante und schöne Gebäude ist ein Beispiel für den Stil der Wiener Sezession, der Teil der Jugendstilbewegung ist. Im Laufe der Jahre hat es verschiedene Persönlichkeiten aus der Welt der Politik, des Films, der Musik und des Adels beherbergt, darunter Queen Elizabeth II.

Schloss Grad Strmol

Nahe der Stadt Krajn, ganz nahe dem Airport Ljubljana gibt es die Möglichkeit, in einem der schönesten und am besten erhaltenen Schlösser Sloweniens zu übernachten, dem Schlösschen Grad Strmol. Das 4-Sterne-Boutique-Hotel verfügt nur über 7 Zimmer. Dafür einen Park mit Wasserspiel, einen Teich vor dem Anwesen, wunderschöne Wanderwege und ein Frühstück im historischen Saal des Schlosses. Gönnen Sie sich doch einmal dieses Vergnügen.

Aktuelle Anmerkungen zum Unwetter:

Teile der beschriebenen Regionen, wie Krajn, Škofja Loka oder Kamnik sind von der Unwetter-Katastrophe der letzten Tage betroffen. Menschen haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Wenn Sie helfen wollen können Sie das beispielsweise mit Spenden an slowenische Hilfsorganisationen tun. Einige hier als Beispiel:

Slowenische Karitas
Slovenska Karitas
Kristanova ulica 1, 1000 Ljubljana
IBAN: SI56 0214 0001 5556 761
Verwendungszweck: POMOČ NEURJE
Referenz: SI 00 624

Rotes Kreuz Slowenien
Rdeči križ Slovenija
Mirje 19, 1000 Ljubljana
IBAN: SI56 0310 0123 4567 891 (SKB Banka d. d.)
Referenz: 00 96875
Verwendungszweck: Ujma 2023
SWIFT/BIC: SKBASI2X
Chiffre: CHAR

Evangelische humanitäre Organisation Podpornica
Evangeličanska humanitarna organizacija – Podpornica
Slovenska ulica 17, 9000 Murska Sobota
IBAN: SI56 0249 6008 9536 543
Verwendungszweck: POPLAVE 2023
Referenz: SI00 2023-8
SWIFT/BIC: LJBASI2X
Chiffre: CHAR