Zur Genusskur nach Churfranken und Mainland-Spessart

Miltenberg, Zentrum Churfrankens.

Reisen in Deutschland ist wieder angesagt und am Besten in eine traditionsreiche, aber doch für viele noch unbekannte Region. Dass Franken mehr ist, als nur die Bierregion Oberfranken und das mittelfränkische Nürnberg ist vor allem dem Frankenwein zu verdanken. Doch damit verbinden die meisten den oft noch im Boxbeutel abgefüllten Sylvaner. Dass Franken auch für ausgezeichnete Rotweine steht, ist noch weitgehend unbekannt. Ebenso der Fränkische Rotwein-Wanderweg (mehr dazu hier). Kein Wunder, ist das Stückchen Erde, wo man ihn findet, ganz im westlichsten Zipfel Frankens, eingerahmt im Westen von Hessen und im Süden von Baden Württemberg. Lange haben sich die Touristiker überlegt, wie man das schöne aber kleine Gebiet zwischen Spessart und Odenwald besser vermarkten kann, bis ihnen vor zehn Jahren beim Blick ins Geschichtsbuch einfiel, dass die Gegend früher nicht wie die Würzburger Region (Kerngebiet des Frankenweins) dem Erzbischof von Würzburg gehört, sondern den Kurfürsten von Mainz. Und so war der neue Name für die Region geboren: Churfranken.

Tatsächlich ist dieser schmale Gürtel in der Mitte zwischen Frankfurt und Würzburg, nur 60 km lang und 20 km breit, eine sowohl für den Touristen, den Sportler wie den Genussreisenden ein besonderer Fleck. Auf  79km Wanderwegen kann man den Fränkischen Rotweinwanderweg von Großwallstadt im Norden bis zu dem wohl bedeutendsten Rotweinort Frankens, der Winzergemeinde Bürgstadt (Weingut Rudolf Fürst), erkunden.

Anja Stritzinger aus Klingenberg am Main präsentiert ihren Bio-Wein.

Ein besonderes Ziel ist dabei auch Klingenberg am Main, wo sich die Winzerfamilie Strizinger seit Jahren für den Biologischen Weinanbau stark macht und inzwischen so viele Mitstreiter gefunden hat, dass rund 50% der Rebfläche des Ortes der für seine Steillagen bekannt ist, Biologisch angebaut werden.

Ein kulinarissches Highlight der Region ist das Gasthaus „Zur Krone“ in Großheubach, gleich gegenüber von Miltenberg. Hieer serviert man „gehobene fränkische Küche“. Lassen Sie sich dazu von der Chefin und Sommeliere Niki Restel den passenden Frankenwein empfehlen.
Weinprobe in der Krone in Großheubach.

Churfranken ist eben für seine kulinarischen Genüsse bekannt. Blickt man in die Genussbibeln Gault & Millau oder Guide Michelin, so fallen einem zahlreiche Restaurants auf, beispielsweise Straubs Restaurant in Klingenberg, Weinhaus Stern in Bürgstadt, aber vor allem das Restaurant Zur Krone in Großheubach (Foto) und der Schafhof in Amorbach. Im Schafhof kann man übrigens auch in traditionellen Mauern mit hohem Komfort nächtigen. Das historische Haus verfügt über zwei Restaurants, eines davon kann seit 12 Jahren auf einen Michelin-Stern verweisen. (Weitere Infos hier)

Hotel und Restaurant Schafhof in Amorbach.
Miltenbergs Altstadt

Ein echter Mittelpunkt der Region sind Miltenberg und das eingemeindete Bürgstadt (darüber in Kürze mehr). Miltenberg wird schon lange als „Perle am Main“ bezeichnet. Die kleine aber überaus malerische Altstadt ganz nahe am Main ist von alten Fachwerkhäusern geprägt. Sie zählt zu den am häufigsten fotografierten touristischen Ansichten Deutschlands. (Siehe Foto oben). Aber die älteren erinnern sich vielleicht auch noch, die Stadtansicht in einem Film mit Lilo Pulver gesehen zu haben: „Das Wirtshaus im Spessart“.

Wie die ganze Region ist auch Miltenberg ein Genuss-Ort. Besondere Restaurants wie die historische Gaststätte Riese (sie gilt als das älteste Gasthaus Deutschlands), oder interessante Cafe´s laden zum Verweilen.

Kaffeesomeliere Megi Schmitt hat am Institut von Prof. Leopold Edelbauer in Wien – einer der besten Kaffeeschulen in Österreich, ihre Ausgbildung absolviert und betreibt neben dem Cafe auch eine Kaffeeschule.

Ein besonderer Tipp: Die Espressobar Mocha.  Hier kann man nicht nur hervorragenden Kaffee genießen, sondern auch viel über die Bohne und die daraus zubereiteten Getränke lernen. Megi Schmitt, sie stammt ursprünglich aus Polen, ist Kaffeesommeliére. Sie weiß alles (und noch ein bißchen mehr) über das köstliche Getränk und seinen Ursprung. Und sie bereitet auch besonderes zu, beispielsweise kalten Espresso mit Tonic.

Einen kurzen Abstecher sollte man auf jeden Fall ins Brauhaus Faust machen. Lesen Sie über das historische Brauhaus mit modernen Bieren auch unsere Reportage „Craft in Churfranken“.

 

 

 

 

Wer die Stadt besucht, sollte sich unbedingt eine der thematischen Stadtführungen gönnen. Es gibt so viele interessante Details zu entdecken, die man oft nicht sieht, wenn man nicht darauf aufmerksam gemacht wird.

Ein solche Besonderheit ist beispielsweise der Staffelbrunnen in der Altstadt. Staffeln sind die regionale Bezeichnung für Treppen/Stufen. und tatsächlich musste man über viele Stufen hinab um aus dem alten Brunnen Wasser zu schöpfen. Und bald nannte man die Bewohner dieses Stadtviertels die „Staffelbrunnler“.

Der Staffelbrunser-Brunnen in Miltenberg

Nun bietet der fränkische Dialekt immer was zum spötteln. So entstand bald das böse Wort von den „Staffelbrunsern“ (Brunsen = vulgärdialekt für pinkeln/urinieren).
Doch die Miltenberger sind selbst humorvoll. Und so sorgten Sie dafür, dass nun tatsächlich auf einem Platz am Main drei Herren die Stufen hinab pinkeln.
Soweit die Geschichte des Brunnens, wie sie Stadtführer erzählen. Auf einer Info-Tafel am neuen Brunnen wird die Historie etwas anders dargestellt:

Weil hier der Main oft über die Ufer trat, wurden die Toilettenhäuschen, die sich früher nicht im Gebäude befanden, überspült. So entschieden sich viele, direkt von den Stufen des Hauses hinabzupinkeln.

Soweit die Geschichte des Brunnens, wie sie Stadtführer erzählen. Auf einer Info-Tafel am neuen Brunnen wird die Historie etwas anders dargestellt:
Weil hier der Main oft über die Ufer trat, wurden die Toilettenhäuschen, die sich früher nicht im Gebäude befanden, überspült. So entschieden sich viele, direkt von den Stufen des Hauses hinabzupinkeln.

Nicht weit vom Untermain, am Fuße der Westausläufer des Spessarts, liegt das Weingut der Familie Höfler (Foto) in dem fränkischen Weinort Michelbach. Ihre Weinberge bilden die Nordwestspitze des Frankenweingebietes.

Nicht weit vom Untermain, am Fuße der Westausläufer des Spessarts, liegt das Weingut Höfler in dem fränkischen Weinort Michelbach. Ihre Weinberge bilden die Nordwestspitze des Frankenweingebietes. Die ältesten Zeugnisse vom Weinanbau in unserer Region reichen etwa 1000 Jahre zurück. Ihre persönliche Weinbaugeschichte beginnt im Jahr 1924 mit den Brüdern Josef und Richard Höfler. Sie erwerben brachliegende Weinberge und vinifizieren erste hauseigene Weine. Irmgard und Karl Höfler vergrößern in der nachfolgenden Generation die Anbaufläche und errichten einen neuen Hof mit Weinkeller und Wirtschaftsbauten. 1984 übernahmen Bernhard (ausgebildeter Winzer und Weinbautechniker) und Edeltraud Höfler, das qualitätsorientierte Weingut in dritter Generation. Sie brachten das Gut immer ein Stückchen weiter nach oben und sind seit 1980 Mitglied im exklusiven Verbnd der Prädikatsweinhersteller VDP.

Neben Wein gibt es in der Region auch zahlreiche Schnapsbrenner, die für teils ungewöhnliche, auf jeden Fall hochwertige Destillate bekannt sind.

Michael Mayer vom Destilleum wartet mit Besonderheiten auf. Vom Brand vom Wildholunder bis zum Geist von der sizilianischen Orange oder Gurkengeist reicht das Angebot. Für mich war der Brand von der schwarzen Johannisbeere das Beste.
Michael Mayer vom Destilleum brachte auch einen Brand von der Hauszwetschge mit.

Da ist beispielsweise Michael Mayer mit seinem Destilleum in Großostheim-Pflaumheim. Mayer verfolgt bei seinen Bränden das Ziel, das Terroir, den typischen Duft und das Aroma der jeweiligen Frucht in reinster Form herauszudestillieren, sodass der Brand die Essenz und Komplexität aller Einflüsse widerspiegelt. Jeder wird dadurch zum Unikat und sensorischen Erlebnis – was ihm schon einige Prämierungen eingebracht hat.

 

 

 

 

 

Quessantschafe, die kleinste Schafrasse Europas, ist bei den Simon´s in Alzenau als „ökologische Rasenmäher“ im Einsatz. Neben dem Gras fressen sie auch die untern Blätter der Weinreben, so dass die Sonne gut die Trauben erreichen kann.

In Alzenau, nahe dem Weingut Höfler, bewirtschaftet seit 1707 die Familie Simon ihr Stückchen Land. Aus dem anfänglichen Mischbetrieb entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte ein Weingut und eine Brennerei. Heute bewirtschaften Severin und Susanne Simon den Betrieb. Er prämierter Brennmeister, sie gelernte Edelbrand-Sommelière.

Severin Simon vor seiner Brennanlage, in der auch sein außergewöhnlicher Rum entsteht.

Man könnte über jedes ihrer Produkte ausführlich erzählen, den Bavarian Pot Still Whiskey beispielsweise oder den preisgekrönten Gin. Eine absolute Besonderheit ist aber Simon´s Rum. Der Brenner stellte sich die Frage: Wie stellt man einen Rum in Deutschland mit lokalen Rohstoffen her?
Die Antwort: Es geht nicht! Erstmals stieß sein Manufakturkonzept an Grenzen. Zuckerrohr wächst hier nun mal nicht. Punkt. Aus und vorbei? Da stießen sie eines Tages auf die „Verrückten“ von Tres Hombres mit ihrem großartigen Segelschiff. Richtig, ein echtes Segelschiff. Damit transportieren sie jetzt einmal im Jahr die Zuckerrohrmelasse diekt aus der Karibik per Windkraft quer über den Atlantik. Echtes Abenteuer und nichts für Angsthasen. Ohne Motor. Riesige Wellen. Knarzendes Holz. Das volle Programm. Und ein Glücksfall: Fairer & CO2-neutraler Transport der Melasse. Karibische Melasse im fränkischen Brennkessel mit Lagerung in Holzfässern aus heimischer Spessarteiche. Das ist mal ne Ansage. Einfach kann ja jeder.

Mehr Info: Wer nach Churfranken reisen will, bekommt ausführliche Informationen beim Mainland Miltenberg-Churfranken e.V., Hauptstraße 57, 63897 Miltenberg. Tel. 09371-660 69 75, www.churfranken.de oder dem Tourismusverband Spessart-Mainland, Industriering 7, 63868 Großwallstadt, Telefon: 06022 261020 www.spessart-mainland.de

Fränkischer Wahlspruch, gefunden in einem Weingut.

(Die Recherchereise für diese Reportage wurde von Mainland Miltenberg-Churfranken e.V. und Tourismusverband Spessart-Mainland unterstützt).