Nürnberg überrascht mit Spiel, Spaß und Kultur

Nürnberg ist als renommierter Messe- und Kongressstandort allseits bekannt. Die moderne Infrastruktur mit ausgezeichneten Autobahnanbindungen, ICE-Bahnhof, Regionalflughafen und engmaschigem Nahverkehrsnetz sind Aushängeschilder fürs MICE-Business. Weniger bekannt sind hingegen die Qualitäten der Frankenmetropole für Familienreisen mit Kindern.
Eine Städtereise mit dem Nachwuchs kann durchaus riskant sein, wenn der Aufenthalt kein kindgerechtes Programm mit der einen oder anderen Attraktion bietet. In Nürnberg kommen Groß und Klein gleichermaßen auf ihre Kosten – beispielsweise bei einem Besuch im ältesten Eisenbahnmuseum der Welt, das bereits im Jahr 1899 gegründet wurde und heute zugleich Firmenmuseum der Deutschen Bahn ist. „Von über 600 Schienenfahrzeugen können wir hier nur 40 zeigen“, erläutert Dr. Rainer Mertens, stellvertretender Museumsleiter im DB-Museum. Aber genau diese haben es in sich. Unter den Preziosen der Sammlung befindet sich der historische Nachbau der ersten Lokomotive Deutschlands: Der Adler verkehrte 1835 zwischen Nürnberg und Fürth. Aber auch die Zukunft des Fernverkehrs können die Besucher im Museum bestaunen. Der ICE-Nachfolger mit dem Arbeitstitel ICx, der ab 2017 den Betrieb aufnimmt, steht originalgetreu im Maßstab 1:1 in der Fahrzeughalle II. Gleich daneben befindet sich eine Dampflokomotive der Baureihe 05 von der Deutschen Reichsbahn, die bereits im Jahr 1936 eine Geschwindigkeit von 200 km/h erreichte und damit durchaus mit modernen Hochgeschwindigkeitszügen aus der Gegenwart mithalten kann. Der Besucher lernt auch: „Ohne Bahn hätte es keinen Holocaust gegeben!“ Die Deportation der Millionen Opfer der Nazi-Diktatur in die Vernichtungslager ist erst durch das ausgebaute Schienennetz möglich geworden. Ein eigener Bereich in der Dauerausstellung des Museums dokumentiert das düstere Kapitel der deutschen Bahngeschichte.

Kibala mit echter Eisenbahn
Kinderbahnland im DB-Museum.
Kinderbahnland im DB-Museum.

Neben zweihundert Jahren Eisenbahngeschichte, die das DB-Museum widerspiegelt, wurde im Zuge des Umbaus Anfang 2013 ein neuer Kinderbereich, das 1.000 qm große Kinder-Bahnland (Kibala) eröffnet: „Wir haben das Kibala mit einem Kinderbeirat aus einer Grundschule verwirklicht“, erläutert Dr. Rainer Mertens. Eine fahrbare Eisenbahn war dabei ein „Muss“. Die elektrische Fünf-Zoll-Kleinbahn im Kibala ist seither eine echte Attraktion bei den Kindern. Die jungen Gäste passieren während der Fahrt Tunnel, Brücken, Signale und Bahnübergänge. Auch der Besucherzuwachs im Museum von 160.000 auf 200.000 Gäste im vergangenen Jahr ist zum nicht unerheblichen Teil auf die attraktiven Erneuerungen zurückzuführen.
Kinderstadtführung_Nürnberg klFast schon zum Pflichtprogramm gehört die Stadtführung durch das historische Nürnberg. Eine eigene Route für Kinder macht die wechselhafte Geschichte der Stadt erlebbar. Die Tour startet und endet am Schönen Brunnen vom Hauptmarkt. Hier lernen die Kids die Geschichte vom glücksbringenden Messingring kennen. Unterwegs erfahren sie, wie die Fleischbrücke zu ihrem Namen kam. Direkt über dem Flussbett der Pegnitz liegt das Heilig-Geist-Spital: Schon im Mittelalter wurden hier im Hospiz alte und kranke Menschen gepflegt – heute erfüllt es weiterhin seinen Zweck als Altenpflegeheim. Doch wofür diente damals das Loch zur Pegnitz im Innenhof? Die Kinder erfahren, dass alle zwei Wochen Waschtag im mittelalterlichen Krankenhaus war. Was heutzutage undenkbar ist: Durch das Loch floss damals das gebrauchte Waschwasser direkt in die Pegnitz!
Bei der Kinderstadtführung geht es eben weniger um Daten und Zahlen, sondern vielmehr um Geschichten aus der Geschichte. Spielerisch kommen die Kinder dem Mittelalter auf die Spur: Wie schwer ist ein Harnisch? Die Antwort gibt ein Original zum Ausprobieren! Warum trugen die Bürger auf der Straße zwei Paar Schuhe gleichzeitig – eines aus Leder und eines aus Holz? Am Hanselbrunnen gibt‘s die Antwort durch „Learning by Doing“. Denn selbstverständlich können die Kinder selbst ausprobieren, wie schwer es sich mit den zwei Paar Schuhen läuft. Dass die Straßen im Mittelalter auch als Abwasserablauf dienten, lernen die Kinder ganz nebenbei. Als Reiseandenken bleibt mit dem kindgerechten Buch über Albrecht Dürer auch der berühmteste Sohn der Stadt im Gedächtnis der kleinen Besucher.
Auf eigene Faust lässt sich schließlich die Kaiserburg erkunden. Auch hier gibt es viel zu erzählen – beispielsweise vom 50 Meter tiefen Burgbrunnen, der auch heute noch frisches Grundwasser führt. Vom Burghof aus eröffnet sich ein weiter Blick über die Dächer der Stadt. Aus der Ferne erkennt der Betrachter die Monumentalbauten des Reichsparteitagsgeländes.

Familienkonzert
Familienkonzert

Gleich daneben befinden sich die Parkanlagen des Luitpoldhains: Anlässlich des 250-jährigen Stadtjubiläums im Jahr 2000 fand hier erstmals das Classic Open Air statt. Auch im 15. Jahr erfreut sich das Highlight der Philharmoniker und Symphoniker am Ende der Saison großer Beliebtheit. Bis zu 90.000 Musikfreunde finden den Weg zu den Konzerten in die Parkanlage. „Seit dem vergangenen Jahr arrangieren wir zusätzlich ein Familienkonzert am Sonntagvormittag“, erläutert Andreas Radlmaier, Leiter des Projektbüros von nürnbergkultur im Kulturreferat der Stadt. Was eigentlich zur Entlastung der Abendkonzerte gedacht war, hat inzwischen eine eigene Dynamik für Familien erhalten. „Vom Nudelsalat bis zum Vier-Gang-Menü tafeln die Gäste auf der Parkwiese auf“, berichtet Andreas Radlmeier. Kika-Moderator Malte Arkona erzählt passend eingebettet zwischen den einzelnen Musikstücken eine Kindergeschichte auf der Open-Air-Bühne, sodass auch bei den jüngsten Besuchern des Klassik-Events keine Langeweile aufkommt.

Eintauchen in fantastische Playmobil-Welten
Playmobil FunPark in Zirndorf bei Nürnberg. Foto: Bernhard Brügger
Playmobil FunPark in Zirndorf bei Nürnberg. Fotos: Bernhard Brügger

Während beim Familienkonzert auf dem Klassik-Open-Air auch an die Kinder gedacht wird, hält der Playmobil FunPark in Zirndorf Überraschungen für Erwachsene bereit. Kindheitserinnerungen werden hier lebendig: Denn jeder kennt die Spielfiguren mit ihren vielschichtigen Themenwelten und ihrem immensen Repertoire an Zubehör. In diesem Jahr feiern die Playmobil-Figuren ihr 40-jähriges Jubiläum. Rund um die Welt hat Playmobil Einzug in den Kinderzimmer gefeiert – und inzwischen auch in die Vitrinen der älteren Fans. Die ersten Figuren aus dem Jahre 1974 avancierten zum begehrten Sammlergut. Doch nicht jeder kennt die Playmobil-Geschichte. Aufgrund der Ölkrise in den 70er-Jahren gab Unternehmensinhaber Horst Brandstätter den Auftrag an seinen Entwicklungsleiter, ein ressourcensparendes Systemspielzeug zu erfinden – das war die Geburtsstunde von Playmobil! Im 90.000 qm großen FunPark, der im Jahr 2000 eröffnete, erleben die Gäste die Spielewelten im Großformat. Doch unterscheidet der FunPark sich deutlich von einem Freizeitpark: „Es gibt zum Beispiel keine Fahrgeschäfte – alle Spielgeräte werden mit Körperkraft angetrieben“, erklärt Ramona Ziegler, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei geobra Brandstätter. „Die Kinder sollen spielen, sich bewegen und erleben.“ Ob beim Erklimmen der Ritterburg, beim Entern des Piratenschiffs, beim Halten des Gleichgewichts auf dem Balance-Parcours, bei der Schatzsuche am Wasserspielplatz oder beim Antreiben der 2013 hinzugekommenen Power-Paddelboote: Überall werden Bewegung und Aktivität der Kinder gefördert. Bei Regenwetter warten im 2005 errichteten HOB-Center verschiedene Playmobil-Spielwelten und eine Aktionsbühne. Hier sind anlässlich des Jubiläums auch mehrere Dioramen mit Playmobilthemen in liebevoller Kleinarbeit aufgebaut worden. Ein Sammler hat zum Beispiel ein historisches Thema umgesetzt und den Besuch von Cäsar bei Cleopatra in Ägypten dargestellt. Im HOB-Center mit seinen 850 Sitzplätzen wird nach einem bewegungsreichen Tag mit der Erlebnisgastronomie auch das leibliche Wohl der Besucher befriedigt. Im Sommer steht im Außenbereich zusätzlich ein Biergarten mit 900 Plätzen zur Verfügung. Wer auf kurze Wege Wert legt, kann zudem im Playmobil-Aparthotel ein Zimmer für bis zu vier Personen buchen. Ansonsten finden sich in Nürnberg passende Angebote, die sich auf Familien zurechtschneiden lassen: Das Wöhrdersee Hotel Mercure Nürnberg City hält zum Beispiel Doppelzimmer mit Verbindungstüren bereit, sodass Eltern und Kinder problemlos in zwei Räumen schlafen. Auf der benachbarten Wöhrder Wiese findet sich der rustikale Wies’n Biergarten mit viel Platz zum Spielen und das Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne. Der Actionsparcours mit über 100 Stationen lädt zum Entdecken der eigenen Wahrnehmung ein und widmet sich ab Mai kommenden Jahres dem Themenschwerpunkt „Wasser erleben“.

Ein Beitrag von Bernhard Brügger


 

Die Nürnberg Card als Spartipp
Gerade wer mit Familie einen Städtetrip plant, muss zwangsläufig auch auf die Kosten acht. Die Nürnberg Card ist ein perfekter Begleiter beim Entdecken der Stadt mit dem öffentlichen Nahverkehr. Kinder bis fünf Jahre erhalten die Karte umsonst, während im Alter zwischen sechs und elf Jahren das blaue Plastik im Scheckkartenformat in Begleitung eines Erwachsenen zum Preis von fünf Euro zu erwerben ist. Erwachsene zahlen 23 Euro für zwei Tage. Neben der Benutzung von U-Bahn, S-Bahn, Straßenbahn und Bus sind auch die Eintrittsentgelte für mehr als 40 Museen und Sehenswürdigkeiten inkludiert – darunter DB-Museum, Spielzeugmuseum, Kaiserburg und Tiergarten. Bestellungen sind auch im Internet möglich über tourismus.nuerberg.de.