Gärten, Klöster, Kalkfelsen am Kanal und natürlich die Hauptstadt
Text Karl Forster, Fotos: Eva Weidner und Karl Forster
Zugegeben. Vor dieser Reise hatte ich keine wirkliche Vorstellung, von dieser Nordwestlichen Region Frankreichs. Ich kannte nur wenig geschichtlichen Hintergrund, dass die Region im Mittelalter viele Dänische Wikinger anzog (die Nordmannen), die sich hier französische Frauen suchten. Natürlich ist die Normandie auch als Heimat impressionistischer Maler bekannt, auf die wir natürlich bei der Reise auch gestoßen sind. Und natürlich die drei großen C der Gastronomie: Cidre, Calvados und Camembert. Auch wenn die meisten Touristen aus Deutschland mit Pkw anreisen, derzeit auch Zug und Fahrrad stark beworben werden, hat sich das Team von VIA-Journal entschlossen, die Region in der entschleunigenden Schiffsreise zu entdecken. Mit dem Flusskreuzfahrtschiff „Seine Comtesse“ des Veranstalters Nicko-Cruises von Paris zum Ärmelkanal und zurück.
Ja, die Reise beginnt in Frankreichs Hauptstadt, Paris. Schon, weil eine Frankreich-Reise ohne Paris kaum vorstellbar ist, aber auch, weil die Anreise hierher unproblematisch ist. Ob mit Flugzeug, oder – nachhaltiger – per Bahn mit dem ICE, den TGV oder aus der Rhein-Ruhr-Region mit dem Hochgeschwindigkitszug Thalys über Brüssel (vielleicht hier eine Übernachtung auf der An- oder Rückreise?). Die Verbindungen sind schnell und bei rechtzeitiger Buchung auch Preiswert. (Dortmund – Paris ab 32 Euro).
Der Schiffsanleger ist nicht weit vom Eiffelturm entfernt, also mitten in der Stadt, so dass schon beim Start der Reise am frühen Abend ein Blick auf die malerische Kulisse der Hauptstadt geboten wird.
Kurz nach dem Verlassen des Stadtgebietes, nehmen die ersten Gäste einen Start-Cocktail in der Bar, machen sich mit Mitreisenden bekannt. Und bald geht es zum ersten Abendessen. Drei vorzügliche Gänge, von freundlichen Kellnern serviert, dabei Blick ans Ufer und dem ersten Sonnenuntergang. Der Abend klingt dann wieder an der Bar im Panorama-Salon aus, wo sich auch die Verantwortlichen für Schiff und Reise den Passagieren bekanntmachten. .
Der erste Vormittag begeistert gleich mit der wundervollen Landschaft der Seine-Ufer mit ihren zahlreichen Windungen. Flußabwärts geht es trotz dieser Schleifen und einiger Schleussen schnell und so kommt man am Nachmittag nach Rouen. Mit den prachtvollen Fachwerkbauten, den süßen Pflasterstraßen und der gotischen Kathedrale glaubt man sich auf einer Reise ins Mittelalter. Wie ein lebendiges Freiluftmuseum wirkt die Stadt auf ihre Besucher.
Betrachten Sie hier intensiv die Kathedrale. Die Fassade werden Sie auf vielen Bildern con Claude Monet wiederfinden. Ihn faszinierte das Spiel des Lichts auf der Fassade, die er wieder und wieder malte.
Eigentlich bräuchte man mehr, als die paar Stunden, die das Schiff hier anlegt, um die zahlreichen Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Da gibt es beispielsweise einen beachtlichen Uhrenturm, den man besteigen kann um einen tollen Ausblick auf die Stadt zu genießen. Oder die Kirche der Heiligen Jeanne d´Árc, an der Stelle am Altmark, wo Johanna von Orléans einst verbrannt wurde.
Der „Aître Saint-Maclou“ gilt als praktisch einziger erhaltener Pestfriedhof dieser Art in Europa. Seine 1348 entstandenen Gebäude mit Holzschnitzereien an den Fassaden dienen heute der Kunstschule als Bleibe. Und schließlich findet man das älteste jüdische Bauwerk Frankreichs, eine mittelalterlichen Rabbinerschule, deren Überreste erst 1976 entdeckt wurden.
Auch wenn die zahlreichen Cafes zu einem Besuch einladen, nach vier Stunden Aufenthalt legt das Schiff ab Richtung Le Havre. Dort legt es am frühen Morgen, manchmal auch noch zur Nachtzeit an. Direkt an der Mündung zum Ärmelkanal.
Vielseitig ist dann das Ziel Le Havre. Zwar locken die Raffinerien Erdöl-Tanks oder Container-Terminals nicht gerade zum Bummeln, aber Nahe der Anlegestelle gibt es beispielsweise die alten Lagerhallen für Baumwolle und Zucker, in denen sich heute ein Einkaufszentrum befindet. Die Reederei bietet aber auch interessante Ausflüge an, die man unbedingt nutzen sollte. Da ist beispielsweise das etwa 30 Minuten entfernte Honfleur auf der anderen Seite der Seine. Hier befand sich früher der Hafen. Die Fahrt führt auch über die die berühmte Brücke bei Le Havre, den Pont de Normandie. Diese Brücke ist ein architektonisches Meisterwerk.
Das ehemalige Fischerdorf Honfleur gehört mit seinen schmalen Häusern, den charmanten Gassen, den pittoresken Fachwerkhäusern und den Resten der Befestigungsanlage (Lieutenance) aus dem 17. Jahrhundert zu einem der reizvollsten Orte der Normandie. Ein Highlight ist die Kirche Sainte Catherine, eine Seemannskirche aus dem 15. Jahrhundert ganz aus Holz. Der Name des Ortes stammt übrigens aus der Zeit der Wikinger, die ab dem 9. Jahrhundert hier einfielen.
Im 19. Jahrhundert wurde Honfleur zum Zentrum künstlerischer Aktivitäten. Maler wie Claude Monet, Pissarro, Renoir und Cézanne kamen hierher an die Blumenküste.
Etwas an die Kreideküste von Rügen erinnert ist man im Badeort Étretat. Die schneeweiße Steilküste bieten die Kulisse für ein wunderschönes Panorama. Die Felsen haben bereits große Maler inspiriert und sind auch heute ein beliebtes Fotomotiv.
Auf dem Rückweg von Le Havre nach Paris hält das Schiff noch in Caudebec-en-Caux, in Vernon und Conflans-Saint-Honorine. Einer der Ausflüge führt auf die Straße der Abteien. Besonders beeindruckend ist hier die Ruine der Abteikirche von Jumièges. Eine Benediktiner-Abtei die einst zu den größten Klöstern Frankreichs zählte.
Ein Höhepunkt der Reise für die meisten Gäste ist allerdings der Ausflug von Vernon nach dem nahegelegenen Giverny. Einem Dorf das nur Dank des Malers Claude Monet bekannt ist, der sich hier niedergelassen hatte und ein wahres Gartenkunstwerk erschaffen hat.
Der Garten besteht aus zwei Teilen: einem Blumengarten namens Clos Normand, der vor dem Haus liegt, und einem japanisch inspirierten Wassergarten auf der anderen Straßenseite. Beide Teile kontrastieren und ergänzen einander.
In diesem Wassergarten finden Besucher die berühmte japanische Brücke, die mit Glyzinien bedeckt ist, sowie andere kleineren Brücken, Trauerweiden, ein Bambusdickicht und vor allem die berühmten Seerosen, die den ganzen Sommer lang blühen aus den berühmten Gemälden bekannt sind.
Aber nicht nur die schönen und informativen geführten Ausflüge vom Schiff, sondern auch der Aufenthalt auf dem Sonnendeck, in der Panorama-Bar oder beispielsweise ein Chanson-Abend, der das Publikum zu Begeisterungsstürmen veranlasste, machen die Flusskreuzfahrt auf der Seine zu einem Erholungsurlaub besonderer Art.
Mit dazu beigetragen hat natürlich auch die hervorragende Küche an Bord. Einziger kleiner Kritikpunkt: Im Land von Camenbert, Calvados und Cidre werden die Lebensmittel aus Deutschland für die Küche geliefert. Man hätte sich doch gerne mal etwas mehr französische Produkte beispielsweise auf dem Frühstücksbuffett gewünscht.
Für manche überraschend: Mit der Ankunft in Paris endet die Reise nicht. Ein Tag in Frankreichs Hauptstadt gehört natürlich noch mit in des Programm. (Hier geht’s weiter mit Paris)
Weitere Informationen im Internet:
Frankreis-Infos:
de.france.fr
Über die Regionen:
de.normandie-tourisme.fr
www.giverny.org
de.parisinfo.com
Über den Veranstalter:
www.nicko-cruises.de
Die Recherchereise wurde unterstützt durch den Reise-Veranstalter Nicko-Cruises.