Erlebnis Saaleradweg

Der Saaleradweg: ist gut markiert mit originellen Hinweisschildern und Wegweisern
Foto: Bernd Stiebitz

„An der Saale hellem Strande, stehen Burgen stolz und kühn.“ So heißt es in einem deutschen Volkslied, das 1826 von Franz Kogler auf der Rudelsburg verfasst wurde. Nicht ganz so alt wie dieses Lied ist der Saaleradweg, der von der Quelle am Großen Waldstein bis zur Mündung in die Elbe bei Barby verläuft. Er verbindet die Bundesländer Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt über 403 Kilometer. Der Fluss schlängelt sich durch idyllische Naturparks und artenreiche Auwälder, vorbei an glitzernden Stauseen, mächtigen Burgen und malerischen Weinbergen. Am 6. Mai 1994 wurde der Saaleradweg feierlich eröffnet. 2019 feierte dieser Teilabschnitt der D-Route 11 (Oberbayern bis zur Ostsee) sein 25-jähriges Bestehen. In dem vom Verein „Saaleradweg e.V“ herausgegebenen Radwanderführer “Erlebnis Saaleradweg“ werden neun Etappen vorgeschlagen, die von anspruchsvoll über hügelig bis zu familenfreundlich variieren. Besonders die ersten Etappen sind dabei aus sportlicher Sicht etwas anspruchsvoller, Nutzer eines E-Bikes hier klar im Vorteil.

Bei Paska verläuft der Saalebogen Fotograf: Vincent Graetsch

Wir beginnen unsere Reise in Hof, dem Zentrum der Genussregion Oberfranken. Gemessen an der Einwohnerzahl gibt es hier die meisten Bäcker, Konditoreien und Brauereien der Welt. Diese Vielfalt und Qualität regionaler Spezialitäten würdigte die UNESCO mit der Auszeichnung „Immaterielles Kulturerbe“. Bevor wir aufs Rad steigen, erfahren wir vom „Wärschtlamo“ Wolfgang Pöllnick, dem traditionellen Wurstverkäufer, vieles über Köstlichkeiten der Region und probieren würzige Hofer Rindfleischwurst.

Wärschtlamo Wolfgang Pöllnick, (Oberfrankisch für Würstchenmann): zugleich Genussbotschafter und Reiseführer durch Hof Foto: Bernd Stiebitz

Los geht unsere Radtour bei Kilometer 29, dem Beginn der 2.Etappe des ausgewiesenen Saaleradweges. Dieser führt durch die abwechslungsreiche Landschaft des Frankenwaldes in den Naturpark Thüringer Schiefergebirge. Mit insgesamt 500 Metern Höhenunterschied mit mehreren kleinen und großen Hügeln sind einige rasante Abfahrten möglich. In Pottiga genießen wir auf dem Skywalk die herrliche Sicht ins Saaletal und ins benachbarte Frankenland. Nach einer Stärkung aus dem Lunchpaket geht es weiter vorbei an den Stauseen Bleiloch und Hohenwarte, auch als das Thüringer Meer bekannt. Etwas Erholung genießen wir auf dem nächsten Teilstück der Etappe. Mit dem Motorschiff „Thüringer Wald“ fahren wir stromabwärts bis nach Saalburg. Der nächste weite Blick ins Saaletal bietet sich uns vom Saaleturm in Burgk. In 48 Metern Höhe auf der architektonisch interessanten Holz-Stahlkonstruktion blicken wir in die fjordähnliche Landschaft, in der das Schloß Burgk eingebettet liegt. Den Tag beenden wir in Saalfeld. ehe es am nächsten Morgen weiter in Richtung Jena geht.

Bevor wir unsere Räder besteigen, nutzen wir die Zeit für einen kurzen Stadtrundgang durch die einstige Residenzstadt Saalfeld. Malerisch am Rande des Thüringer Schiefergebirges gelegen, zählt die Stadt mit ihrer über 1000-jährigen Geschichte zu den ältesten Städten Thüringens. Daher auch ihr Beiname „Steinerne Chronik Thüringens“. Leider reicht die Zeit nicht für einen Besuch der Saalfelder Feengrotten. Wir radeln weiter entlang der 5. Etappe des Saaleradweges, der ab hier als besonders familienfreundlich gilt.

Blick vom Aussichtsturm Burgk ins Saaletal und auf das Schloss Burgk Foto: Bernd Stiebitz

Nächste Station ist die ehemalige fürstliche Residenz Rudolstadt. Im dortigen Heinrich-Heine-Park versteckt sich ein wahres Kleinod. 1914 und 1915 bauten ehrgeizige Bürger mit viel Liebe zum Detail Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert wieder auf. Heute gelten die „Thüringer Bauernhäuser“ als ältestes Freilichtmuseum Deutschlands.

Von Rudolstadt geht der Weg vorbei an der Weißenburg mit einem weiteren imposanten Blick über das Saaletal, hin zum traditionellen Flößerort Uhlstädt mit seinem Flößereimuseum. Etwas später rückt die „Königin des Saaletals“ die „Leuchtenburg“ in unser Blickfeld. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Universitäts- und Lichtstadt Jena – eingebettet in südländisch anmutende Muschelkalkhänge. Eine ganz andere Perspektive ergibt sich, als wir unsere Fahrräder gegen ein Schlauchboot tauschen und die Stadt aus der Flussperspektive betrachten.

Der Blick von der Aussichtsplattform des JenTower auf die Stadt Jena
Foto: Bernd Stiebitz

Obwohl es am nächsten Morgen dünne Bindfäden regnet, brechen wir auf zur 6. Etappe, streifen vorbei an Weinbergen des nördlichsten Qualitätsweinanbaugebiets von Deutschland. Seit dem Mittelalter gibt es in dieser Region Wein. Wir machen Stopp im Weinort Kaatschen. Hier produziert Kellermeister Andre Zahn, frische elegante Weißweine und ebenso vollmundige und gehaltsvolle Rotweine. Seit 1989 baut die Familie Weigert-Zahn hier 11 Weinsorten an, hauptsächlich Müller-Thurgau sowie Weiß- und Grauburgunder. Eine zünftige Winzervesper mit Verkostung der lokalen Weine lässt uns das Schmuddelwetter schnell vergessen. Gestärkt und aufgewärmt machen wir uns auf den Weg zum Kloster Pforta, wo das dortige Weingut auf eine über 850-jährige Weinbautradition zurückblicken kann. Im Mittelalter pflanzten hier die Zisterzienser ihre ersten Reben. Heute erntet das Landesweingut Kloster Pforta an diesem Ort edle Trauben. Mittlerweile hat auch der Wettergott Erbarmen mit uns und wir genießen die Sonnenstahlen auf den nächsten Kilometern bis nach Naumburg. Vor uns liegt die sehenswerte Domstadt, sanft von Hügeln eingebettet. 2028 begeht die Stadt ihr 1000-jähriges Jubiläum. In der Altstadt mit historischem Stadtkern besuchen wir den Naumburger Dom St. Peter und Paul, der seit 2018 den Titel „Welterbe“ trägt.

Auf dem Saaleradweg durchs Saale Unstrut Weinanbau Gebiet
Fotograf: Vincent Graetch

In Naumburg beginnt Etappe 7 des Saaleradweges. Von hier aus radeln wir nach Weißenfels. Hier windet sich die Saale durch ein idyllisches weitläufiges Tal, dessen Hänge von manch alten Befestigungen gekrönt wurde. Hinter Schönburg grüßt von Weitem das Schloss Goseck. Für uns aber geht es weiter in die ehemalige Residenzstadt Weißenfels. Um das alte Barockschloss Neu-Augustusburg zu besuchen, müssen wir fest in die Pedale treten. Der Weg führt steil bergauf durch die Schlossgasse, bevor wir erschöpft auf dem Schloss-Vorplatz stehen. Im Schlossgebäude befindet sich neben einer regional- und stadtgeschichtlichen Ausstellung ein Schuhmuseum. Zu DDR-Zeiten wurden in Weißenfels die meisten Schuhe für die ostdeutsche Bevölkerung produziert. Mit seinen 30.000 Beschäftigte galt das VEB Kombinat Schuhe zwischenzeitlich als größter Schuhhersteller in Europa. Heute existiert wieder der eine oder andere Schuhproduzent, der sich in der Stadt angesiedelt hat.

Nach einem kurzen Imbiss beim Bootsverleih am Saalestrand geht es mit dem Rad weiter nach Merseburg. Im Kurpark Bad Dürrenberg fahren wir vorbei am längsten Gradierwerk Deutschlands. Die Sonne begleitet uns den ganzen Tag über, so dass wir gut gelaunt Merseburg erreichen. In einer der ältesten Städte Mitteldeutschlands befindet sich heute im dortigen Schloss der Verwaltungssitz des Saalekreises.

Große Infotafeln zum Saaleradweg bieten den Radlern eine gute Orientierungshilfe
Foto: Bernd Stiebitz

Der Dom zählt zu den herausragenden Baudenkmälern an der Straße der Romantik. Mit seinem Schatz, darunter die Merseburger Zaubersprüche, kündigt er vom Glanz der einstigen Pfalz- und Bischofsstadt.

Viel zu schnell ging die Zeit vorüber, sodass wir das letzte Stück der Radtour bis Bernburg mit dem Zug zurücklegen. Mit Blick durch das Abteilfenster erfreuen wir uns an der schönen Landschaft des Naturparks Unteres Saaletal, mit seinen steilen Felsen und schmalen Tälern. Glücklich und zufrieden erreichen wir Bernburg, die ehemalige Residenzstadt der Fürsten zu Sachsen-Anhalt. Hier thront das mächtige Schloss mit seinem Eulenspiegelturm über der Saale. Einst soll hier Till Eulenspiegel gesessen haben, um Feinde anzukündigen. Für uns ist hier Endstation, die Tour „Erlebnis Saaleradweg“ Geschichte. Zurück geht es mit der Bahn nach Hause.

Zahlen und Fakten Saaleradweg
Eröffnung: 1994
Länge: 403 km
Etappen: 9 Tagesetappen in verschiedenen Schwierigkeiten mit Längen zwischen 29 und 61 km
Gesamtanstieg: 4700 m
Gesamtfahrzeit: 38 h

Serviceinfos
Transport: In Thüringen und Sachsen-Anhalt können Fahrräder kostenfrei in den Zügen mitgenommen werden. In Bayern sind dafür Fahrrad-Tickets erforderlich. Auf Teilstrecken des Saaleradweges verkehren auch Busse mit Fahrradanhängern. Auf Wunsch übernehmen auch ausgewählte Transportunternehmen den täglichen Gepäcktransfer zwischen den Übernachtungsstätten.

Weitere Informationen:

www.saaleradweg.de

www.bettundbike.de/radweg/saaleradweg

www.radfahren-in-thueringen.de