Obwohl die Region Churfranken ein besonderes Weinland ist, spielt auch das Bier in Miltenberg eine wichtige Rolle.
Nach dem dreißigjährigen Krieg wurden „ausländische Investoren“ gesucht, und so gründete der Bierbrauer Kilian Francois Mathieu Servantaine aus dem heutigen Belgien 1654 hier die Löwenbrauerei.
Seit 1875 ist die Brauerei nun in den Händen der Familie Faust. Die „Faust“ wurde der Markenname und das Symbol der Brauerei. In jüngster Zeit hat sich die Brauerei aber Bier-Spezialitäten und Bier-Raritäten gewidmet.
Eine Spezialität ist der holzfassgereifte Eisbock. Man erzählt sich, dass um 1890 ein müder Brauergeselle die Bockbierfässer nicht wie sonst üblich in den Keller brachte, um sie vor der Kälte zu schützen. Die klare Winternacht ließ das Bier zu Eis erstarren. das Bier im Inneren des Eises war ein malzig-süßes Gebräu. Der Holzfassgereifte Eisbock ist ein kräftig braunes Bier mit intensiven Malz-, Marzipan-, Dörrobst-, Schoko- sowie leichte Sherrynoten.
Eine weitere Besonderheit ist das Hochzeitsbier. Der junge Braumeister Faust war 1875 auf Freiersfüßen, doch seine Frau verlangte, bevor sie einen Brauer heiratet, dass dieser auch ein milderes, auch für Frauen schmackhaftes Bier braue. Bis heute nun wird das Hochzeitsbier nach seiner Rezeptur gebraut.
Zwischen 1850 und 1891 wanderten knapp 4 Mio. Deutsche in die USA aus. So auch August Krug, Sohn des Besitzers der Löwenbrauerei. Er hatte sich als Anführer der freiheitlichen Bewegung hervorgetan und musste aus diesem Grund 1849 nach Amerika fliehen. Sein Vater folgte ihm ein Jahr später. Vater Georg stattete seinen Sohn mit einem speziell für die lange Überfahrt gebrauten Bier aus. Es hatte einen sehr hohen Alkoholgehalt und eine extreme Hopfenbittere – beides trug dazu bei, dass das Bier nicht verdarb. Die Krugs gründeten in Milwaukee eine Brauerei, die spätere Schlitz-Brauerei, die sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorübergehend zur größten Brauerei der Welt entwickelte. Das Faust Auswandererbier 1849 wurde in Erinnerung an die beiden Brauer nun als Craft Bier mit deutschem und amerikanischem Hopfen eingebraut, die Rezeptur lehnt sich dabei an die Aufzeichnungen Georg Anton Krugs an.
Die über 350 Jahre alte Brauerei zeigt sich nicht nur durch das große Craft-Beer-Angebot beachtlich jung. So können Besucher in der „Kreativ-Brauerei“ ihr eigenes Bier herstellen. Zu dem siebenstündigen Programm gehört eine theoretische Einführung, das Schroten des Malzes, den Beginn des Gärprozesses. Und natürlich gehört eine zünftige Vesper und eine Probe der verschiedenen Biersorten dazu. Das 5-Liter-Fass des eigenen Bieres kann man dann nach einigen Wochen Reifezeit abholen. Das Programm wird übrigens auch als Event „Brauen, nur für Frauen“ angeboten.
Mehr Informationen über die innovative Brauerei finden Sie unter www.faust.de