Bad Staffelstein

Rathaus von Bad Staffelstein, nur wenige Meter neben seinem Geburtshaus. Eerbaut 1685-87 in Fachwerkbauweise auf einem spätmittelalterlichen Erdgeschoss
Rathaus von Bad Staffelstein, nur wenige Meter neben dem Geburtshaus. Adam Rieses. Erbaut 1685-87 in Fachwerkbauweise auf einem spätmittelalterlichen Erdgeschoss

Nein, er ist nicht der Erfinder des Rechnens, auch wenn wir alle sagen „Nach Adam Riese sind das…“. Doch der sprichwörtliche Adam Ries(e) war tatsächlich ein Rechenmeister, der im 16. Jahrhundert eine Reihe von Rechenbüchern verfasst hat, die sogar im Schulunterricht eingesetzt wurden. (Die unterschiedliche Schreibweise mit oder ohne E am Ende ist auch regional bedingt.)

Geboren wurde Ries(e) übrigens 1492 in Staffelstein, einer kleinen Stadt im schönen Frankenland, nicht wie es fälschlich auf der Internetseite der Stadt heißt in Bad Staffelstein. Denn den Namenszusatz bekam der schöne Ort erst 2001, nachdem eine Bohrung 1975 Thermalheilwasser zu Tage brachte.

Staffelstein, wurde bereits um 800 erstmals urkundlich erwähnt. Damals vermachte Gräfin Biltrud ihren Grundbesitz in Staffelstein dem Kloster Fulda. Doch erste Siedlungsspuren führen bereits ins 1. Jahrhundert vor Christus zurück. Lange war Staffelstein in kirchlichem Besitz. 1416 wurde die Stadt dem Bamberger Domkapitel übergeben. Kurz darauf wurde der Stadt genehmigt, eine Befestigung durch einen Wallgraben, Mauern und Türme zu errichten. Dennoch setzte 1473 der berüchtigte Raubritter Ulla von der Weiden die Stadt in Brand. Dabei fielen Rathaus und Kirche den Flammen zum Opfer. Auch im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1633 verwüstet, ein Jahr später von der Pest heimgesucht. Und 1684 raffte ein großer Stadtbrand 330 Gebäude dahin. Darauf erfolgte ein schneller Wiederaufbau in kunstfertigem Fachwerk. Zahlreiche Häuser aus dieser Zeit stehen noch heute und sind Aushängeschild der Stadt.

Mitte der 1970er Jahre fanden in Staffelstein Erdbohrungen bis in eine Tiefe von 1600 Metern statt. Dabei stieß man 1976 auf 54 Grad heißes Thermalwasser. Heute wird hier Bayerns wärmste und stärkste Sole, ein mit 47-52 Grad warmes, kohlensäure und eisenhaltiges Thermalsolewasser gefördert. 1986 bereits wurde dann auf dem Gelände zwischen Stadt und einer Schleife des Mains die Obermain-Therme eröffnet. Eine Reha-Klinik folgte und 1999 wurde der Kurpark angelegt. 26 Jahre nach der Entdeckung der Thermalquelle wurde dann 2001 Staffelstein als staatliches Heilbad anerkannt. Seither heißt der Ort Bad Staffelstein.

Heute ist Bad Staffelstein ein auch bei Touristen beliebtes Reiseziel. Und das neben Geschichte und Kurbad vor allem auf Grund seiner besonderen Lage. Mitten im „Gottesgarten Obermain“ gelegen, ist die Stadt vom Staffelberg, dem mächtigen Kloster Banz und der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen eingerahmt.

Kloster Banz war vor rund 1000 Jahren eine Burg, die König Heinrichs Grenzen sichern sollte. Um 1070 wurde die Burg zum Kloster der Benediktiner. Seine Glanzzeit hatte Banz im 18. Jahrhundert, Die Bibliothek wies damals einen Bestand von knapp 20.000 Büchern auf und galt als sehr fortschrittlich. Zahlreiche Gelehrte und Künstler kamen damals aus Banz. Doch 100 Jahre später wurde die Abtei aufgelöst, Banz wurde zum Jagdschloss und zur Sommerresidenz der Wittelsbacher. Zahlreiche Gäste, darunter die russische Zarin, der König von Preussen oder die spätere Kaiserin „Sissi“ besuchten den Banzberg. Nach dem ersten Weltkrieg wieder ein Kloster wollten die Nazis hier eine SS-Schulungsburg einrichten, doch es wurde zum Kriegslazarett. Heute ist in der Klosteranlage eine Erwachsenenbildungsstätte der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung untergebracht. Kirche und Museum bieten nicht nur für religiös interessierte Touristen ein ebenso lohnendes Ziel wie der Biergarten des Klosterschenke.

Ein architektonisches Meisterwerk ist die Basilika Vierzehnheiligen. Etwa sieben Kilometer vom Stadtkern Staffelstein entfernt, finden sich neben den zahlreichen Pilgergruppen aus ferneren Orten immer wieder auch Besucher, die den Pilgerweg von Staffelstein aus wandern, bietet sich dem Besucher ein beeindruckendes Barockspektakel. Imposante Deckengemälde, an Marmor erinnernde Stuckfassaden mit Dutzenden Engel- und Heiligenfiguren. In der Mitte erhebt sich, der Überlieferung nach direkt am Ort einer Erscheinung – der „Gnadenaltar“. Der im Stil des Rokoko gehaltene Altar zeigt die 14 Nothelfer, die hier 1445/46 dem Klosterschäfer Hermann Leicht erschienen sein sollen. Baumeister der Kirche, die in dieser Form im 18. Jahrhundert entstand, war Balthasar Neumann, der berühmte fränkische Baumeister der auch Gößweinstein und die Würzburger Residenz erschaffen hat.

Heute ist die Basilika eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Franken. Rund um die Kirche befinden sich Verkaufsbuden für Devolutionarien (religiöse Souvenirs) und eine Reihe von Gasthöfen und Biergärten, darunter der der Brauerei Trunk, welche das Vierzehnheiligen Bier braut, das hier bereits seit 1803 oberhalb der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen gebraut wird – ein „Nothelfer“ für viele durstigen Wanderer und Pilger. Zur Basilika gehört ein Franziskanerkloster mit interessantem Klostergarten, der allerdings, wie das Kloster, nicht öffentlich zugänglich ist. Im Eingangsbereich des Klosters gibt es allerdings eine kleine interessante Ausstellung.

Einen besonderen Ausflug ist der Staffelberg wert. Vom Friedhof, an dem sich bis Mitte der 90er Jahre noch die Überreste einer 1000jährigen Linde befanden (Ab 1894 ergrünte nur noch die mittlere Krone und der rechte Seitenarm, bis sie 1995 endgültig gefällt wurde) geht es über Feldwege und eine lange Hohlgasse auf den Staffelberg, den Berg der Franken. Die Aussicht ins Tal ist beeindruckend und wurde vom berühmten Dichter Victor von Scheffel in seinem – außerhalb der Region oft nur mit der ersten Strophe als Wanderlied „Wohlauf die Luft geht frisch und rein“ bekannten „Lied der Franken“ besungen. (Link zu Text und Melodie). An klaren Tagen sieht man hier nicht nur wie im Lied erwähnt „von Bamberg bis zum Grabfeldgau“, sondern bis zum Rennsteig an der Thüringer Grenze, der Veste Coburg oder dem Frankenwald. Übrigens sollte man nicht vergessen, eine Einkehr in der Staffelberg-Klause mit einzuplanen.

Urlaub in Bad Staffelstein, das heißt aber auch, die örtliche Gastronomie, vor allem die noch existierenden fränkischen Gasthäuser mit ihren Spezialitäten zu genießen, die Kleinen Wege am Fluss Lauter, der die Stadt durchquert, zu durchwandern, die Angebote wie Baden im See oder den Waldklettergarten Banz zu besuchen. Der Ort ist auch ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge nach Bamberg, Coburg oder Bayreuth.

Unterkunftsmöglichkeiten sind zahlreich in der Kurstadt. Von Ferienwohnungen über den historischen  Traditionsgasthof Grüner Baum (Biergarten, ausgezeichnete Küche) bis zum 4-Sterne-Wellnesshotel Best Western Plus Kurhotel gibt es eine gute Auswahl. Unser Redakteur nächtigte im Hotel Garni Vierjahreszeiten, nur fünf Gehminuten vom Bahnhof entfernt, nicht weit von Altstadt oder Kurviertel, und war vom Preis-Leistungsverhältnis überzeugt.

Weitere Informationen unter
Genussort Bad Staffelstein
Obermain Therme
Kloster Banz
Museum Kloster Banz
Vierzehnheiligen
Vierzehnheiligen-Bier
Lied der Franken
Franken-Tourismus

Der letzte noch erhaltene Stadtturm Staffelsteins.
Der Bach Lauter in Staffelstein
Die Lauter fließt durch die Stadt
Alte Fachwerkhäuser zieren die Bahnhofstraße, die Einkaufsstraße der Stadt mit schönen Cafes und Eisdielen. In diesem Haus ist ein Holzschnitzer ansässig.
Gratis Bücher mitnehmen und einstellen.
Das Denkmal für den bekanntesten Bürger aus Staffelstein, Adam Ries(e)
Denkmal Victor v. Scheffel Teil 1. Ohne Schuhe. Siehe Teil 2
Denkmal Victor v. Scheffel Teil 2. Er schrieb mal, dass er überall, wo es ihm gefällt, seine Schuhe zurücklässt.
Blick auf Vierzahnheiligen von Staffelstein aus
Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen
Innenraum von Vierzehnheiligen
Der „Gnadenaltar“
Innenraum von Vierzehnheiligen
Innenraum von Vierzehnheiligen
Eingang zum Kloster Vierzehnheiligen
Der Klostergarten ist eigentlich nicht öffentlich zugänglich. Für unsere Redaktion gab es eine Ausnahme.
Der Klostergarten
Der Klostergarten
Der Klostergarten
Blick auf den Staffelberg
Der Staffelberg. Foto: Kur & Tourismus Service Bad Staffelstein
Saunaland der Obermaintherme. Foto: Obermaintherme
Im Kurpark von Bad Staffelstein
Im Kurpark ein großes Gradierwerk um die Salzhaltige Luft des Solewassers zu atmen

Unsere Recherchereise wurde von Kur & Tourismus Service Bad Staffelstein, der Obermain-Therme sowie dem Hotel Vier Jahreszeiten Staffelstein unterstützt.