Auf den Spuren des blauen Enzians

Im Trend der Zeit – unterwegs auf Weitwanderwegen im Salzburger Land

Faszination: Wandern durch das Großarltal. Foto: Tourismusverband Großarltal

Endlich Herbst! Was liegt da näher als zu Wandern, die Natur zu genießen? Rauschende Bäume, ihr farbenprächtiges Antlitz im Sonnenlicht, frische Luft, angenehme Temperaturen … Nur, wohin soll es gehen? Wer das Abenteuer nicht scheut, sich aktiv in den Bergen bewegen will, sollte ins Salzburger Land nach Österreich reisen. Reizvolle Landschaften und schöne Städte ziehen auch hier immer mehr Touristen an. Beispielsweise Wanderer, die auf Weitwanderwegen unterwegs sind, mitunter bis an ihre Grenzen gehen, die Herausforderung lieben.

Mit Über 350 Kilometer zähl der Salzburger Almenweg zu den beliebtesten Weitwanderwegen im SalzburgerLand. Foto: Stiebitz
Mit über 350 Kilometern gehört der Salzburger Almenweg zu den beliebtesten Weitwanderwegen im Salzburger Land.

Seit über 15 Jahren zählt der 350 Kilometer lange Salzburger Almenweg zu den beliebtesten Weitwanderwegen im Salzburger Land. Er führt durch die Pongauer Bergwelt in mehr oder weniger langen Tagesetappen zu über 120 Almen. Einen Teil dieser Strecke wollen wir, eine Gruppe wanderlustiger Journalisten, in den nächsten drei Tagen bewältigen.

Basisstation für uns – das Hotel Tauernhof im Zentrum von Großarl. Unser Quartier liegt direkt neben dem Skilift, ideal im Sommer wie Winter von hier aus mit dem Wandern zu starten.

Die Hotelgäste werden verwöhnt mit exzellenter Küche: typischen Salzburger Spezialitäten, Klassikern aus Österreich sowie internationaler Kost. Stolz zeigt uns Christian Hettegger das in dritter Generation geführte 4-Sterne-Hotel. In geselliger Runde genießen wir unser Abendessen in der Schatzarei, dem Hotelrestaurant, aufgetischt von Küchenchef Andreas Gratz.

Gut gelaunt, mit Wanderstöcken und Reiseproviant ausgerüstet, dazu ein Schlafsack im Rucksack, geht es am nächsten Morgen mit dem Wandertaxi zum Parkplatz Hallmoosalm (1.350m), Startpunkt der Tour. Zum Tagesziel, den Draugsteinalmen (1778 m), führen verschiedene Wege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Die Gruppe erwartet eine sechsstündige Wanderung bis in eine Höhe von 2204 Metern. Immer wieder werden die Wandersleute entlang des schwierigen und teilweise kräftezehrenden Weges mit faszinierenden Ausblicken belohnt. „Die Weite, die Ruhe und abwechslungsreiche Natur, fantastisch“, schwärmt Michael aus der Gruppe. „Auf der Stecke trifft man kaum jemanden, ab und zu andere Wandergruppen. Besonders schön finde auch ich den Enzian.“ Vom Kreuzeck, dem höchsten Punkt der Etappe, genießt die Gruppe einen herrlichen Rundblick auf die hohen Tauern. Weiter geht es wieder bergab zur Tappenkarseehütte (1820 m), in der schon die Sennerin mit einem zünftigen Mittagessen wartet. Serviert wird Kaaspressknödel, Suppe, Salat und zum Abschluss Kaiserschmarrn, perfekte Kost zum Krafttanken für den nächsten Abschnitt. 

Die Tarkappenseehütte bietet erschöpften Wanderern eine große Auswahl zur Stärkung.

Jetzt geht es wieder bergauf bis zum Draugsteintörl (2077m) mit Aussicht auf den malerischen Tappenkarsee, einer der größten natürlichen Seen der Ostalpen. Das letzte Stück des Wegs führt abwärts Richtung Schrambachhütte. Diese liegt am Fuße des Draugsteins, einer der drei außergewöhnlichen Berge in der Gegend, ein Kalkstock. Hier wachsen die schönsten Berg- und Alpenblumen.

Die Schrambachhütte: Tagesziel der ersten Wanderetappe.
Wasch- und Badestelle mit kaltem Bergwasser.

Für Wanderer, die es ein wenig einfacher mögen, führt ein direkter Weg zur Almhütte. Bei normalen Tempo und mit nicht ganz so steilen Anstiegen gelangt man nach 90 Minuten ans Ziel. Dort begrüßen Elisabeth Aichhorn und Jasmin Kronschnabl die erschöpften Wanderer. Gemeinsam bewirtschaftet das Duo die Schrammbachhütte auf der Draugsteinalm. Mit ihrem Team bereiteten sie ein deftiges Abendessen vor. Serviert wird Reindlbraten mit Kartoffeln, Knödeln und Kraut, dazu ein Schnapserl, gern auch zwei. Mit Volksmusik aus den Bergen, dargeboten vom Sohn der Sennerin und dessen Freunden, klingt der Abend aus.

Daran müssen wir uns erst gewöhnen: sich waschen unter fließend kaltem Quellwasser im Freien. Auch die Toiletten befinden sich auf dem Hof. Handyempfang ist nur selten oder gar nicht möglich.

In der Schrambachhütte finden bis zu 15 Personen Platz für ihr müdes Haupt.

Ein musikalischer Farbtupfer für die Gäste auf der Alm.

Im Obergeschoß der Almhütte können 15 Personen in einfachen Doppelstockbetten oder Einzelbetten übernachten. Wer keinen Schlafsack dabei hat, für den bezieht Liesi den Schlafplatz. Der Raum riecht nach Heu und Käse, beides wird auf dem Dachboden gelagert.

Sennerin Elisabeth und Jasmin freuen sich, wenn die selbst zubereiteten Speisen und Getränke ihren Gästen schmecken
Ein kräftiges Holzknecht-Muas als Frühstück

Der Morgen beginnt mit einem kräftigen Holzknecht-Muas. Dazu wird Butterschmalz erhitzt, darin Mehl und Wasser verrührt, alles in einer Pfanne geröstet bis es bröselig wird und eine braune Färbung erhält. Wer es gern etwas süßer essen möchte, gibt frische Früchte unters Muas, süßt es mit Zucker oder Marmelade. Dazu gehört frisch gebrühter Kaffee.

Bevor es für die Wanderer weitergeht, zeigt die Bäuerin noch einen kleinen Einblick in ihre tägliche Arbeit. So entstehen aus der Milch ihrer Kühe Butter und leckere Käsesorten. „Schönster Lohn für uns, wenn unsere Produkte den Gästen schmecken“, freut sich Elisabeth Aichhorn.

Nach der Präsentation geht es weiter auf dem Salzburger Almenweg, hinauf auf den Filzmoossattel (2062m) und wieder abwärts zur Filzmoosalm.

Letzte Station der Wanderung: die Filzmoosalm. Hier wartet schon Familie Huber mit einer kräftigen Jause und selbst gebackenem Bauernbrot.

Auch dieser Weg hat es in sich, zehrt an den Kräften, kann die Brotzeit in der Filzmoosalm zum Glück noch rechtzeitig eingenommen werden. Gereicht wird frisch gebackenes Holzofenbrot mit einer zünftigen Brettjause mit Wurst, Speck und Käse eigens produziert. Als Nachspeise gibt es leckeres Alm-Eis, ebenfalls selbst hergestellt.

Am Himmel ziehen Regenwolken vorüber, der letzte Teil der geplanten Wanderung auf dem Almenwanderweg zur Loosbühealm und zum Trögsee muss leider entfallen. Dafür bleibt mehr Zeit im Hotel, den Wellnessbereich ausgiebig zu testen. Eine großzügig angelegte Pool-, Sauna- und Beauty-Landschaft lässt schnell die Strapazen der letzten Stunden vergessen. Durch die Panoramafenster bietet sich eine wunderbare Aussicht auf die Alpen.

Am letzten Abend im Hotel wird noch einmal gewandert, diesmal kulinarisch– durch das Großarltal. Küchenchef Andreas zeigt uns erneut, dass er sein Handwerk beherrscht. Sein Menü besteht aus jungem Sauerkäse mit Hüttschlager Forelle und hausgemachtem Nussbrot, Großarltaler Hirsch mit Traube, schwarzer Walnuss und Gerstel. Als Nachspeise lockt eine Kreation aus Zirbe, brauner Butter, Bitterschokolade und Mürbeteig. Abgerundet wird alles mit passenden Weinen aus der Region.

Das Wasser fällt aus bis zu 300 Metern in die Tiefe.

Unser Abreisetag beginnt mit Regen. Kein Grund, den kurzen Besuch der Liechtensteinklamm abzusagen. Auf dem Weg zum Bahnhof in St. Johann liegt eine der längsten, tiefsten Schluchten der Alpen. Sehr beeindruckend. Von den insgesamt 4000 Metern der Schlucht sind rund 1000 Meter für Besucher zugänglich. Bis zu 300 Meter tief hat sich das Wasser der Großarler Ache in Jahrtausenden durch den Felsen gefressen und dieses Naturdenkmal der Großarler Klamm geschaffen.

Highlight der sanierten Liechtensteinklamm –  die imposant angelegte Treppenanlage „Helix“. Diese Wendeltreppe aus Corten-Stahl ragt bis zu 30 Meter in die Tiefe. Unter ihr rauscht ein Wasserfall, der bei Sonneneinstrahlung einen Regenbogen bildet. Die Liechtensteinklamm gehört heute zu den beliebtesten Ausflugszielen im Salzburger Land. Inhaber der SalzburgerlandCard können das Naturschauspiel kostenfrei erleben.

Zum Schluss bleibt die Erinnerung an drei schöne, aber auch anstrengende Tage und der Wunsch auf ein Wiedersehen im Salzburger Land.

Informationen:

Tourismusverband Großarltal

Salzburger Almenweg

Draugsteinalm-Schrambachhütte
Tappenkarseehütte
Filzmoosalm

Tauernhof 4*

https://www.josalzburg.com/de/aktivitaeten/liechtensteinklamm.html

Die Recherchereise wurde unterstützt durch den Tourismusverband Großarltal.

Text und Fotos: Bernd Stiebitz