Die Insel der Runzelkartoffeln

So manch eine kulinarische Besonderheit La Palmas geht bis auf die ersten Siedler und sogar auf die Ureinwohner zurück. Ob Ziegenkäse, Wein oder Runzelkartoffeln mit Mojo-Sauce – die landestypischen Gerichte der Kanareninsel La Palma sind oftmals tief mit der Insel und ihrer Geschichte verwurzelt. Auch heute noch hat die Landwirtschaft, welche die vielseitigen Regionen La Palmas prägt, einen wichtigen Stellenwert. Bananenplantagen, duftende Mandelbäume, Avocado-Fincas, Salzgärten im Süden und die Ziegen auf den urigen Bauernhöfen formen ein Bild wie es ursprünglicher sein könnte.

Auf den Tisch kommen vor allem die Produkte, die auf der Insel angebaut werden und zu deren Herstellung ebenfalls oft lokale Materialien zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel Körbe für die Weinernte oder Formen für die Käseherstellung. Typisch sind auch die runzeligen Salzkartoffeln zu denen gerne die feurige Mojo-Sauce (Hier das Rezept) in grün und rot serviert wird. Dazu kommen verschiedene Fisch- und Fleischgerichte und der handgefertigte Ziegenkäse. Gofio, ein Mehl aus geröstetem Getreide, geben die Kanarier in ihre Eintöpfe, zu Klößchen geformt in die Suppen oder genießen es als süßes Frühstück mit Milch. Das nahrhafte Mehl ist eine Art Nahrungsergänzungsmittel, das bereits die Ureinwohner der Kanaren produzierten und sich auch nach der Eroberung durch die Spanier durchgesetzt hat. Von der Wichtigkeit dieses Produktes zeugt heute das Gofio-Museum in Garafia. Mandeln prägen als Bäume die Landschaften und vor allem die Nachtische, wie „Bienmesabe“ (eine Mandelcreme), „Príncipe Alberto“ (ein Nugat-Creme-Dessert mit Biskuit und Café) oder „Almendrados“ (Mandelgebäck). Das Klima La Palmas eignet sich optimal für den Anbau von Obst und Wein, sodass die Märkte der Insel eine leuchtende Auswahl an frischen Früchten anbieten. Über die Landesgrenzen Spaniens hinaus hat sich der Wein einen Namen gemacht.

 

Der Weinanbau auf La Palma geht bis auf den Anfang des 16. Jahrhunderts und die ersten Siedler zurück. Dank der guten Qualität wurde er schnell zum Exportschlager. Der „Malvasier“ durfte an keinem der größten europäischen Höfe fehlen, wo schon bekannte Literaten wie Shakespeare oder Lord Byron Loblieder auf den palmerischen Wein sangen. Seit 1993 ist die Herkunftsbezeichnung La Palma geschützt und die Bedeutung des Weinanbaus nahm wieder zu. Hinzu kommen bedeutende Auszeichnungen, die der Vino bei nationalen und internationalen Wettbewerben erhielt. Die Weine werden vor allem an den Steilhängen in Hoyo de Mazo und Fuencaliente im Süden sowie im Norden angebaut. Unter den zwanzig angebauten Rebsorten finden sich Almuñeco, Negramol, Listán, Sabro, Gual, Bujariego sowie die namhafte Malvasia-Traube. Über die Landesgrenzen hinaus ist auch der Vino de Tea bekannt, ein aus Negramol- und Albillo-Trauben gekelterter Wein, der in Fässern aus kanarischer Kiefer gelagert wird und für seine fruchtigen und harzigen Aromen bekannt ist. Für Weinliebhaber lohnt auch der Besuch des Weinmuseums der Insel (Casa Museo del Vino) in Las Manchas, wo die Geschichte des Weinanbaus erzählt wird und die Erzeugnisse direkt probiert werden können.  Infos unter www.vinoslapalma.com.

Neben Wein wird auch Bier und Rum auf La Palma produziert. Kaum ein anderes Getränk wird so sehr mit der Karibik assoziiert wie der Rum, wobei die Pflanze ursprünglich aus Indien stammt und über die Kanaren ihren Weg in die Karibik gefunden hat. Diese Tatsache förderte auch die Rumproduktion auf La Palma, wo das hierfür notwendige Zuckerrohr schon seit dem 16. Jahrhundert kultiviert wird. Die Destillerie Ron Aldea in San Andrés stellt das traditionsreiche Getränk auch heute noch mit auf La Palma angebautem Zuckerrohr her. Passend zum Karibikfeeling bauen die Palmeros auch Tabak an und verarbeiten ihn in traditionellen Manufakturen zu Zigarren. Einst brachten Rückeinwanderer die Pflanzen aus Kuba mit.

Die verschiedenen Produkte der Insel finden sich auf den Bauernmärkten zum Beispiel in den Gemeinden Mazo, Puntagorda oder Puntallana. Angeboten werden neben frischem Obst wie Drachenfrucht, Mangos, Bananen oder Avocado auch der palmerische Käse, Fisch, Fleisch und Gebäck sowie Blumen. Ein kulinarischer Tipp ist auch der frisch gepresste Zuckerrohrsaft, genannt „Guarap“, der typisch für die Insel ist. Neben den Bauernmärkten lohnt auch ein Besuch der historischen Markthallen der Hauptstadt, Santa Cruz de La Palma. Das Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert zurück und wird seit dem 19. Jahrhundert als Markthalle genutzt. Öffnungszeiten sind montags bis samstags.

Auf den vielen Veranstaltungen der Insel spielen die Kulinarik und die einheimischen Produkte eine große Rolle. Bei einigen Veranstaltungen steht aber die Kulinarik selbst im Mittelgrund, wie zum Beispiel bei beim Mandelblütenfest, beim Bierfest oder beim Weinfest. Wenn die Mandelbäume in ihrer ganzen zartrosa Pracht erblühen, feiert die Gemeinde Puntagorda Ende Januar das Mandelblütenfest. Einen Teil des Festes machen kuriose Wettbewerbe wie das „Mandelknacken“ aus. Beim Bierfest „Fiesta de la Garimba“ im August schenken Hausbrauereien, in kulinarischer Begleitung von herzhaften Tapas, Helles und Dunkles aus.  Ebenfalls im August veranstaltet die Gemeinde Fuencaliente die „Fiestas de la Vendimia“ um die Weinlese zu feiern. Die Veranstaltung beginnt mit dem traditionellen Traubentreten und läuft über mehrere Tage unter anderem mit Umzügen in Festwägen, folklorischem Tanz und einer Prozession mit Pferdefiguren. 

 

(Fotos: Fremdenverkehrsamt La Palma)