Sich treiben lassen

Im Reich der Kanäle und Einsamkeit

Einsam und still, natürlich und idyllisch liegen die zugefrorenen Fließe zur Winterzeit im Spreewald. Hin und wieder sieht man den Biber von einem Ufer zum anderen wechseln. Die vielen Spuren im Schnee machen auch zur kalten Jahreszeit eine Wanderung zum Erlebnis.

Nicht sehr weit von der südlichen Berliner Stadtgrenze, etwa 50 Kilometer entfernt, öffnet sich mit Wasserwegen von über 970 Kilometern Gesamtlänge eine geschützte Welt von unglaublicher Schönheit. Fließe und Kanäle bilden hier ein geheimnisvoll verschlungenes Netz, das sich mit unzähligen Armen wie ein Krake um Wiesen, Felder und Wälder legt.

Blick auf die Landschaft am Hotel „Seinerzeit“ in Schlepzig                 Foto: Stiebitz

Seit dem 19. Jahrhundert kommen Touristen in die Region und steigen in Lübbenau, Burg und Schlepzig in Kähne und Kanus oder lassen ihre Wanderboote zu Wasser.

Schlepzig, mehr als 1000 Jahre alt, ist ein beliebter Ausgangspunkt für Kahnfahrten durch den Unterspreewald. Sogar im Winter. Da hat die Kälte die verschlungene Welt der Spree in tiefe Einsamkeit gehüllt. Fährmann Mike Böttcher ist mit seinem Kahn an manchen Tagen rund um Schlepzig unterwegs. Dunkle, mit Regen oder Schnee gefüllte Wolken liegen melancholisch schwer über der Landschaft und malen die Fließe grau. Die Gäste sind in dicke Wolldecken gehüllt. Lautlos taucht der brandenburgische Gondoliere das Ruder ins Wasser und gleitet vorbei an Weiden, Wald und Feldern, auf denen die berühmten Spreewaldgurken wachsen. Wo sommers die Kähne an kleinen Verkaufsständen halten, herrscht jetzt Flaute. Was Fontane vor mehr als hundert Jahren nach einem Besuch im damals für den Touristenverkehr noch nicht erschlossenen Spreewald über seine Kahnfahrt von Lübbenau nach Lehde schrieb, ist heute immer noch aktuell: „Einzelne Häuser werden sichtbar. Die Spree bildet die große Dorfstraße, darin schmalere Gassen von links und rechts her einmündend.“ Im Frühling halten Radfahrer und Wanderer, die auf dem Gurkenradweg unterwegs sind, im Dorf.

Das Agrarhistorische Museum mit einer original gestalteten Bauernwohnung und altem Hausrat befindet sich in einem Fachwerkhaus von 1818. Im Infozentrum Alte Mühle kann sich der Gast über das Biosphärenreservat informieren.

Aus einem alteingesessenen Landgasthaus wurde ein modernes  Hotel, das Spreewaldresort „Seinerzeit“, direkt an der Hauptstraße des Dorfes gelegen. Eine Verbindungstür führt zur privaten Brauerei. Zeit für ein Schlepziger Bier. Das  seit 1788 geltende Braurecht wurde 1998 wieder belebt. Braumeister Uwe Zech stellt vier verschiedenen Biersorten her, kreiert nach speziellen Rezepten: Spreewälder Pilsner, Spreewälder Dunkel, Spreewälder Zwickel sowie Spreewälder Hefeweizen. An der Rezeptur feilte er so lange, bis das Bier einen regionalen Geschmack bekam. Während einer Kostprobe auf der Terrasse fühlt man die Frische. Nicht weit weg schaukeln die Kähne am Holzsteg, immer noch wie zu Fontanes Zeiten.

Informationen:
Anreise:
Mit dem Auto von Berlin über A13 bis zur AS Teupitz/ Halbe; von Dresden aus bis AS Staakow am Tropical Island vorbei.
Mit dem RE2 von Berlin-Hauptbahnhof bzw. RB24 von Berlin-Lichtenberg bis Lübben und von dort weiter mit dem Bus nach Schlepzig

Tipp:
SPREEWALDRESORT „Seinerzeit“, Dorfstraße 53, 15910 Schlepzig
www.seinerzeit.de

Winterkahnfahrten: www.spreewald.de/winterzeit/kahnfahrten

Infos: www.spreewald.de; www.luebbenau-spreewald.com

Braumeister Uwe Zech bei der Arbeit                                                       Foto: „Seinerzeit“