Herbst in Radebeul – Perle der Sächsischen Weinstraße

Weingüter laden zu Weinbergwanderungen und Weinverkostungen ein

Blauer Himmel und Sonnenschein, sich zurücklehnen, dazu ein Gläschen Wein, Käsewürfel mit Oliven drapiert, rings rum nette Leute. Für Winzer Karl Friedrich Aust aus dem Radebeuler Stadtteil Oberlößnitz gehört genau das zu seinem Leben. Vor allem wenn die Trauben in voller Reife an den Reben hängen und die Weinlese begonnen hat. „Rebsorten wie Bacchus, Weißburgunder, Riesling, Kerner und Traminer sind besonders beliebt bei unseren Gästen, von hoher Qualität“, freut sich Karl Friedrich Aust vom gleichnamigen Weingut, dessen Gutsanlage seit 1650 besteht und inzwischen sieben Hektar Anbaufläche umfasst. „Unsere Weine reifen in alten Gewölbekellern, in Barriquefässern und Weintanks zu sächsischen Raritäten.“ Das Besondere in der Oberlößnitz sei, dass hier die Weinreben auf Syenitgestein wachsen, und die sonnenreiche Gegend.


Leidenschaftlich und energiegeladen bewirtschaftet Winzer Karl Friedrich Aust (r.) mit seinem Team sein Weingut mit drei Weinlagen, darunter den „Radebeuler Goldener Wagen“. Besonders widmet sich der 41-Jährige dem Kulturgut Weinbergterrassen. Im Bild mit dem allseits beliebten Froozen-Rosé aus seinem Spätburgunder-Weißherbst.
Foto: Weingut Aust

Immer mehr Touristen interessieren sich für die verlockenden Weinregionen Sachsens, wollen Weinberge hochkraxeln und Weine probieren. Radebeul, die Perle der Sächsischen Weinstraße, gilt dabei als besonderer Magnet. „Es ist Herbst, die schönste Jahreszeit, hier her zu kommen“, spricht der 41-Jährige Weinexperte zu seiner kleinen Gästegruppe aus dem Land Brandenburg, bevor ihre Weinbergwanderung losgeht. „Genießt es, dieses mediterrane Flair, die Schönheiten der Natur, die Ruhe!“ Flott geht es mit Karl Friedrich Aust bergauf, in seiner Hand – ein prall gefüllter Picknickkorb. Oben angekommen, auf halber Höhe, blickt der gelernte Steinmetz stolz hinab ins Elbtal, auf seinen Hausberg am Goldenen Wagen, eine geografisch und klimatisch begrenzte, sehr wertvolle Lage“. Nur wenige Kilometer von seinem Weingut entfernt, die Dresdner Altstadt mit ihren prächtigen Bauten wie die Frauenkirche, der Zwinger oder die Semperoper.


Jeder Wein sei ein Kunstwerk, jeder Gast willkommen, so Karl Friedrich Aust. Sorgfältig werden die Trauben in der Steillage gelesen. Ein wichtiger Schritt hin zu edlen Tropfen.
Foto: R. Stiebitz

In einem rustikalen, hölzernen Unterstand haben es sich die Weinliebhaber um den Gästeführer zur Weinprobe gemütlich gemacht. Schwungvoll kreisen ihre Weingläser in den Händen, spürt jeder diesen prickelnden Moment, das Besondere dieses Augenblicks. „Zum Wohle“, heißt es erleichtert in der Runde. Vergessen scheint der Alltag, jede Sorge, der Stress und Autolärm. „Hier kann ich durchatmen, abschalten, ich selbst sein“, denkt sich Bürokauffrau Marie Kremer und hebt freudig ihr Glas gefüllt mit Traminer. „Der Wein hat wenig Säure, ist angenehm mild sowie durch und durch fruchtig“, hört sie aus berufenem Munde, vom Chef des Traditionshauses, der schon als Kind mit seinen Eltern auf dem Weingut lebte und 2001 seinen Betrieb gründete. Entspannt plaudern die Gäste mit Karl Friedrich Aust, erfahren Geschichtsträchtiges über das Weingut, wie mühsam es sei, Weinberge in Steillage zu bewirtschaften. „Wenn ich nicht hier arbeiten würde, würde ich hier Urlaub machen“, erklärt der Unternehmer, der jede Menge mit seinem Team von zehn Festangestellten auf die Beine stellt. So zum Beispiel wird Klassik im Weinberg mit der Elbland Philharmonie Sachsen geboten, gibt es Überraschungsmenüs, eine Veranstaltung zum Thema Wein und Wild oder gar einen Morgen im Weinberg, eine Exkursion mit dem Chef persönlich früh ab vier Uhr. Und natürlich Weinbergwanderungen und Weinproben, Familien- und Firmenfeiern im restaurierten historischem Gartensalon. Auch ein Gutsladen mit regionalen Produkten fehlt nicht. Sehr beliebt: der Weihnachtsmarkt im Weingut, Fackelspaziergänge durch die Weingutsanlage. „Ein Riesenspektakel sind unsere Weinlesen. Die Leute leben dabei förmlich auf und sind in der Weinlesezeit eine wahre Hilfe. „, freut sich Karl Friedrich Aust. „Jeder kann sich dafür anmelden.“

Wer die Radebeuler Landschaft direkt erleben will, sollte sich aufs Rad schwingen. Am besten klappt es mit einem E-Bike, geht es doch immer mal wieder bergauf, vorbei an romantischen Flusslandschaften, an Teichen und eindrucksvollen Weinbergterrassen.
Foto: R. Stiebitz

Hier gibt´s noch Quarkkeulchen, Kesselgulasch und Weinbergschnecken

Nur wenige hundert Meter führen vom Weingut Aust zum „Zentrum der sächsischen Weinkulturlandschaft“, zur Stiftungsanlage Weingut Hoflößnitz mit dem Sächsischen Weinbaumuseum. Seit 1401 wird hier Wein angebaut. „Viele Rad- und Wandertouristen aus ganz Deutschland sind hier unterwegs“, weiß Heiderose Salz. „Auch Gäste aus Russland, Tschechien, Japan und China wollen das Weinland Sachsen erleben.“ Schmunzelnd berichtet die Weinführerin, dass für Asiaten Deutschland gleich Riesling sei. Ein wunderbarer Wein, findet auch die 61-Jährige, die sich dem Rebensaft mit seiner über 850-jährigen Geschichte verschrieben hat.

Aber nicht nur die malerische Weinberglandschaft, die zahlreichen Weingüter, romantischen Weinhöfe und Straußwirtschaften locken Besucher nach Radebeul. Die Stadt lebt von ihrer Vielfalt. Ob mit Wanderstock oder mit dem Fahrrad auf Achse, oder mit der dampfbetriebenen Lößnitzgrundbahn, jeder kommt hier auf seine Kosten. Genussvoll für Augen und Sinne, Radebeul und Umgebung hautnah zu erkunden, mitten im Elbland. Ein besonderes Erlebnis – durch den Lößnitzgrund zu wandern, neben dem parallel fließenden Lößnitzbach. Zahlreiche prachtvolle Villen und Landhäuser bieten eine imposante Kulisse im Radebeuler Stadtbild.Im idyllischen Ort Altkötzschenbroda können liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser bewundert werden, mittendrin Galerien, Künstlerateliers und kleine Geschäfte. Rund um den Dorfanger:  Originelle Kneipen mit Gewölbekellern, Feinschmeckerlokale und Cafés.Lohnenswert – ein Abstecher ins Karl-May-Museum mit seiner Ausstellung „Die Deutschen und ihre Indianer“. Einen „Freiflugschein der Fantasie“ erhalten Gäste des Lügenmuseums. Auch das sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth gehört zu Radebeul wie die Moritzburger Kulturlandschaft, zu erschließen über einen 11 Kilometer langen Rundweg, auch Königsweg genannt. Neben dem Schloss Moritzburg kommen die Wanderer an vielen anderen Sehenswürdigkeiten vorbei, so am Sächsischen Landgestüt, am Fasanenschlösschen sowie am kleinsten Binnenleuchtturm Sachsens.

Wein und kulinarische Genüsse, das passt zusammen, kredenzt mit schneeweißem Meißner Porzellan im Restaurant der Villa Sorgenfrei „Atelier Sanssouci“.                Foto: Regine Schneider

Wer so viel gesehen und erlebt hat, sehnt sich danach, den Tag entspannt ausklingen zu lassen, auch kulinarisch. Dafür gibt es unzählige Möglichkeiten in Radebeul und außerhalb der Stadt. Von rustikaler bis gehobener Gastronomie wird alles geboten, was das Herz begehrt.

Ein exzellenter Ort in Radebeul, ein Kleinod – das romantische und unter Denkmalschutz stehende Hotel Villa Sorgenfrei inklusive Restaurant „Atelier Sanssouci“. Umgeben von einer knapp 7000 Quadratmeter großen Parkanlage mit Barockgarten und Sandsteinbrunnen. Edelste Speisen werden hier auf weißem Meißner Porzellan kredenzt. „Gebratener Stör, Pfifferlinge, Miso-Beurre Blanc und Honigtrüffel“ steht beispielsweise auf einer Vier-Gänge-Menü-Karte. Der Chef des Hauses und Gastronom Stefan Hermann lässt an seinem Credo nicht rütteln: „Die Welt gehört dem, der sie genießt.“ Auch das macht einen perfekten Urlaub oder Ausflug aus. Wer es rustikal will, geht zum sächsischen Weinausschank am „Goldenen Wagen“. Hier können die Gäste selbst vom gekühlten Fass ihren gewünschten Wein zapfen, dazu kleine Speisen bestellen: sächsische Quarkkeulchen, Kesselgulasch, Weinbergschnecken oder ein großes kaltes Bratenbrot, und vieles mehr.

Ein Ort zum Verlieben: Schloss Moritzburg, einst Lustschloss unter August dem Starken. Es strahlt förmlich in alle Richtungen aus. Radeln in der Moritzburger Kulturlandschaft – ein einzigartiges Erlebnis. Foto: R. Stiebitz

Nähere Informationen

www.weinfest-radebeul.de

www.radebeul.de

www.weindoerfer.de

www.weingut-aust.de

www.hotel-villa-sorgenfrei.de

www.rad-event-moritzburg.de

 

 

Herbst- und Weinfest in Radebeul vom 27. bis 29. September 2019: An 28 Winzerständen können 200 Weine oder frischer Federweißer probiert werden. Eingebettet in das Fest ist das traditionelle Internationale Wandertheaterfestival mit eindrucksvollen Inszenierungen.
Event Hoflößnitz in Radebeul: 4. Churfürstliches Weinbergfest am 5. und 6. Oktober 2019
Zum Vormerken: 21. „Tage des offenen Weingutes in Sachsen“ am 29. Und 30. August 2020

Die Recherchereise wurde unterstützt von Gastronom Stefan Hermann