Gardasee wieder erwacht

Mit traumhaften Landschaften, mediterraner Küche und angenehmen Klima

Italien zählt seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Reiseländern der Deutschen. Besonders der Gardasee steht auf der Wunschliste ganz oben. Kristallklar liegt der langgestreckte See den Gästen zu Füßen, umgeben von mediterranem Flair und einer gewaltigen Gebirgskulisse.

Vor der Corona-Pandemie tummelten sich hier Massen an Touristen, bis der Einbruch kam. Mit den gelockerten Corona-Regeln kommt der Tourismus langsam wieder in Fahrt. Hilfreich dabei, eine Werbekampagne der Handwerkskammer Verona und ihren Mitgliedsgemeinden mit dem Slogan: „I like my lake“.

Unsere Reise führt uns in den Südosten, in die Region Venetien. Unser Hotel „Boffenigo Panorame Experience“ liegt etwas im Hinterland, oberhalb des Lago di Garda, wie die Italiener liebevoll den Gardasee nennen. Von der Terrasse aus genießen wir einen wunderbaren Blick hinab aufs Wasser und die Stille der Natur.

Blick auf den Gardasee vom Hotel „Boffenigo Panorame Experience“

Unser erster Trip führt uns nach Bardolino, am Ostufer des Gardasees, zwischen den Gemeinden Garda im Norden und Lazise im Süden gelegen. In der Gegend um Bardolino liegt das Anbaugebiet des gleichnamigen Rotweines. Dank des leichten, spritzigen Weines ist das kleine Städtchen in aller Munde. Wir kosten das edle Getränk in der Cantina F.LLI Zeni, einem Weingut mit einer über 15-jährigen Tradition. Heute wird das Kleinod von den drei Geschwistern Elena, Frederica und Fausto Zeni bewirtschaftet. Frederica führt uns stolz durch den Familienbetrieb mit eigenem Weinmuseum.Der Bardolino gehört zu den ganz besonderen Weinen“, betont die Weinkennerin. „Wir produzieren fünf Variationen: Bardolino-Bardolino, Novello-Bardolino, Superiore-Bardolino, Chiaretto und Bardolino Chiaretto Spumante. So ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Frederica Zeni führt uns durch Ihr Weingut

Im Barrique-Keller probieren wir weitere köstliche Weine. Insgesamt lagern dort über 400 Barrique-Fässer mit 3800 Hektoliter Wein. Im Gastraum des Kellers finden regelmäßig Weinverkostungen statt. Zum Abschied gibt uns Frederica mit auf den Weg: „Ein Glas Wein am Tag ersetzt den Arzt!“ So trank beispielsweise die Großmutter ihres Vaters „jeden Tag ein goto de vin, ein Gläschen Wein, natürlich Zeni!“ Vor einigen Jahren starb sie im Alter von 106 Jahren.

Vom Weingut Zeni aus geht es zum Hafen von Bordelino. Hier besteigen wir das Segelschiff San Nicolo, genießen vom Deck aus den Sonnenuntergang, dazu einen Aperitif vom Gardasee, den Ciare.

Einen kurzen Stopp legen wir in Punta San Vigilio ein; bekannt auch als Portofino von Gardasee. Diese Halbinsel schließt den Golf von Garda im Nordwesten ab. Hier präsentiert der Gardasee seine ganze Schönheit, neben einer Fülle an Zypressen eine Villa, eine Kirche, ein historisches Gasthaus, ein Hafen und der Park Baia delle Sirene.

Vom Segelschiff bietet sich uns ein Blick auf die Halbinsel Punta San Vigilio

Wieder angekommen im Hafen von Bardolino, schlendern wir durch die Gassen des Ortes, genießen das rege Treiben der Einheimischen und Touristen, vorbei an einladenden Restaurants und Geschäften.

Die Tour am nächsten Tag führt uns nach Malcesine. Besucher nennen den Ort auch Perle des östlichen Ufers. Umgeben von sattgrüner Natur, dem imposanten Berg Monte Baldo und sanften Wellen vom Gardasee fügt sich das malerische Dorf eindrucksvoll in die Landschaften dieser Region.

Von der Talstation fährt eine Seilbahn zum 1760 Meter hoch gelegenen Tratto Spino, einem Gipfel des Monte Baldos. Nach einem Zwischenstopp in San Michele besteigen wir eine Gondel, die sich während der Fahrt um 360 Grad dreht.

Von der Gondel zum Monte Baldo bietet sich den Gästen ein 360 Grad Panorama

Oben angekommen, lassen wir unsere Blicke auf den von Bergketten umrahmten Gardasee schweifen. Die Bergstation gilt als idealer Ausgangspunkt für Wanderungen oder Mountainbike-Touren in dem riesigen Bergmassiv. Wir bewundern den Mut der Paragleiter, die sich vom Plateau aus in die Tiefe wagen. Besonders Mutige können einen Tandemsprung buchen, um mit ausgebildetem Personal einen Panoramablick auf die malerische Landschaft um den Gardasee zu genießen.

Der Gipfel des Monte Baldos ist Ausgangspunkt für vielfältige Ausflüge, ob zu Fuß, per Rad oder durch die Lüfte

Wieder im Tal angekommen, machen wir Halt in der ehemaligen Olivenmühle in Malcesine. Heute befindet sich dort ein Laden der Vereinigung der Olivenbauern.

Die Kultivierung von Olivenbäumen in und um Malcesine wird zurück bis in die römische Zeit datiert. Während des IX. Jahrhunderts wurde die Ausweitung dieses Anbaus durch die Klöster Norditaliens beeinflusst. Schließlich benötigten sie Olivenöl für ihre heiligen Rituale und zur Beleuchtung ihrer Kirchen. Heute besitzen die rund 500 Vereinsmitglieder etwa 46.000 Olivenbäume und produzieren durchschnittlich 4.500 Doppelzentner Öl im Jahr.

In der ehemaligen Ölmühle befindet sich heute ein Geschäft mit Produkten rund um die Produktion des Olivenöls

Eine Spezialität des vergangenen Jahres: das „Garda D.O.P Orientale“, ein exklusives Produkt, das sich nur auf 20 Prozent der Ölproduktion beschränkt. Bei einer Kostprobe schmeckt es am Gaumen harmonisch bitter-pikant mit einer angenehmen Mandelnote.

Besonders für Fisch- und Fleischgerichte, als Dip für Pinzimonio-Gemüse, Saucen, Käse und Süßspeisen ist dieses Öl geeignet. Auf dem Heimweg zum Hotel halten wir in San Zeni di Montagna. Der kleine Kurort, auch als der Balkon vom Gardasee bezeichnet, liegt etwa 600 Meter über dem Gardasee, am Westhang des Monte Baldo. Im Ort befindet sich die Chiesa di san Zeno. Die Kirche über dem See wurde im 12. und 13. Jahrhundert erbaut. Der Kirchturm ist von 1788, die Uhr von 1818, der Altar stammt aus dem Jahr 1914. Auch von hier ist der Blick auf den Gardasee traumhaft. Nächstes Ziel ist Lazise, ein lebendiger Ort mit einer autofreien mittelalterlichen Altstadt, umzäunt von einer gut erhaltenen, zinnengekrönten Stadtmauer. In den engen Gässchen reihen sich gemütliche Restaurants, Bars und Cafés aneinander. Schon am frühen Abend sind die Gasthäuser gut frequentiert. Auf der Uferpromenade am Hafenbecken genießen zahlreiche Besucher den lauen Sommerabend.

Am nächsten Tag nehmen wir Abschied vom Gardasee. Auf dem Weg zum Bahnhof in Verona besuchen wir Peschiera del Garda. Die Stadt mit Ihren rund 10.000 Einwohnern gehört zu den größten Orten am Gardasee. Peschiera liegt nicht weit von Verona entfernt, direkt am Mincio, dem einzigen Abfluss des Gardasees.

Peschiera ist durchzogen von zahlreichen Kanälen, lädt die Besucher zum Bummeln ein.

Unmittelbar in Hafennähe befindet sich die Stadtfestung, Zeugnis kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen den Königreichen Österreich und Italien im 19. Jahrhundert. Österreich nutzte zu dieser Zeit Peschiera del Garda, Verona sowie Mantua und Legnago als so genanntes oberitalienisches Festungsviereck, um sich vor den Angriffen der italienischen Armee zu schützen. Erst 1848 gelang es den Truppen Italiens, dieses Viereck zu erobern und nunmehr dauerhaft für sich zu beanspruchen. Die Altstadt erinnert an Venedig. Auch sie ist von unzähligen Kanälen durchzogen und beeindruckt darüber hinaus mit ihren engen Gässchen. Weiter fahren wir mit dem Bus nach Valeggio sul Mincio. Ein Stadtteil davon ist Borghetto, ein idyllisches Dörfchen und einer der meistfotografierten Orte Italiens. Das ehemalige Festungsdorf, um 1400 gegründet, liegt südlich des Gardasees am Fluss Mincio. Im Mittelalter brachten Dutzende von Mühlen und Wasserräder der Gemeinde Wohlstand. Einige davon sind noch heute in Betrieb.  

Das idyllische Dörfchen Borhetto gehört zu den meist fotografierten Orten Italiens

Vor Corona fand alljährlich am 3. Dienstag im Juni das Tortellinifest „Festa del nodo d’amore“ auf der Ponte Visconteo (Viskontibrücke) am Ort Borghetto statt, mit 4.000 Gästen an zwei 600 Meter langen Tischen auf der Brücke. 2022 soll diese Tradition fortgesetzt werden.

Das Städtchen Valeggio sul Mincio ist vor allem für seine „Liebesknochen“ „Nodi d’amore“ bekannt. Die typischen Tortellini werden von der „Sfoglina“ handgefertigt, historisch gesehen von einer Frau mittleren Alters, die den Teig mit einem Nudelholz auf einem Teigbrett rollt und ausbreitet. Wir besuchen das Restaurant „Alla Borsa“, ein Familienbetrieb seit 1959. Nadia Pasqual führt heute das Geschäft Ihrer Eltern, ist ihnen sehr dankbar und meint: „Sie haben mich gelehrt, dass Arbeit nicht nur ein Instrument ist, sondern ein Wert im Leben.“

Nadia Pascal und ihr Kollege Isaac beim Herstellen der Liebesknoten

Die Chefin des Hauses demonstriert extra für uns, wie der Teig aus Mehl, Eiern und ein wenig Salz hergestellt und zu hauchdünnen Platten gewalzt wird. Gefüllt werden die Liebesknoten mit verschiedenen Fleischsorten und Gewürzen, andere Tortellini mit Saisongemüse und saftigen Braten. Passend dazu wird ein Rosé Bardelino Charetto gereicht. Alles sehr schmackhaft und unbedingt zu empfehlen.

Unsere Reise geht zu Ende, ein Kleinbus bringt uns zurück nach Verona. Von hier aus sind wir in etwa 14 Stunden Bahnfahrt wieder in Berlin.

Gern erinnern wir uns an vier erlebnisreiche Tage, freuen uns, dass der Tourismus in der Region Gardasee wieder aufblüht und die Gäste unvergessliche Eindrücke mit nach Hause nehmen.

Weitere Infos:

www.gardasee.de

Fotos: B. Stiebitz

Die Recherchereise wurde von der Handelskammer Verona und deren beteiligten Mitgliedsgemeinden unterstützt.