Ältestes Heilbad Tschechiens in neuem Glanz

Eine Reise nach Teplitz lohnt sich zu jeder Jahreszeit / Besonders gefragt:
Heilkuren, Kururlaub, Wellness und Spa

Wohin soll die Reise gehen? Der Urlaub naht. Es wird Zeit, sich zu entscheiden. Eine vortreffliche Wahl wäre die tschechische Kurstadt Teplitz in Böhmen, nahe der Grenze zu Sachsen.

Zwischen dem Erzgebirge und den Ausläufern des Böhmischen Mittelgebirges gelegen, zählt Teplitz zu den ältesten Heilbädern Europas und ist vor allem für seine warmen Heilquellen bekannt. Wann diese in Bad Teplitz (Lázně Teplice) entdeckt wurden, weiß man nicht genau. In einer der Mineralquellen gefundene keltische und römische Münzen beweisen jedoch, dass diese Region schon in der Bronzezeit besiedelt war.

In Bad Teplitz, man nannte es auch Klein Paris oder den Salon Europas, lässt es sich ausgiebig auf den Spuren von Königen, Kaisern und berühmten Künstlern lustwandeln.


Teplitz: eine Stadt der Fontänen und Brunnen, so wie hier im Kurpark

Johann Wolfgang von Goethe, Richard Wagner, der russische Zar Alexander I., Caspar David Friedrich sowie die österreichische Kaiserin Elisabeth (Sissi) sind nur einige aus der Prominentenliste. Nicht zu vergessen der französische König Karl X., der wie viele andere Persönlichkeiten der politischen und kulturellen Elite Europas im 19. Jahrhundert wegen der Bäder nach Teplitz reisten. Auch heute hat der Kur- und Badeort ein hohes Ansehen bei den Gästen von nah und fern. Vor allem Bewegungs-, Gefäß- und Nervenleiden werden hier therapiert, genauso Krebserkrankungen oder posttraumatische Zustände. Neben klassischen Heilkuren und leichten Kuren ab zwei Wochen werden Senioren- und Relax-Aufenthalte von drei bis sechs Tagen angeboten. Willkommen sind ebenso Gäste in den vielfältigsten Wellness- und Spa-Bereichen der Kurstadt.


Bad Teplitz entwickelte sich einst zu einem bedeutenden Industrie- und Handelsplatz, vor allem wegen reicher Braunkohlelager in der Umgebung. Heute wird hier vor allem Glas und Keramik hergestellt. Ein Bummel durch die Stadt lohnt sich auf jeden Fall. Alternativ kann man mit O-Bussen Sehenswertes erkunden.

2018 entstand mit der Rekonstruktion des Kurhauses Beethoven das größte und wärmste Heilwasserbassin in Tschechien. Es befindet sich direkt an der Urquelle (Pravřídlo) in Teplitz. Von den Quellen im ältesten Kurort Tschechiens werden insgesamt 10 Badehäuser gespeist. 

Wir hatten Glück, nahe des Kurzentrums ein kleines, modernes und preiswertes Hotel zu finden. Nur ein paar Schritte davon entfernt, befindet sich der Kurpark. Zwei Teiche, Fontänen, Brunnen sowie romantische Bauten laden dort zum Verweilen ein. In einem Freigehege am Rande der Parkanlage tummelt sich eine Affenfamilie.

Am ersten Abend schlendern wir gemütlich durch den Schlosspark, weiter zur Badegasse mit einer Reihe historischer Bürgerhäuser. Am Badeplatz 75 wohnte im Jahr 1811 kurzzeitig Ludwig van Beethoven. Eine Gedenktafel erinnert daran. Heute befindet sich in dem Gebäude ein originelles Restaurant mit zahlreichen Bildern von Beethoven-Autografen und Porträts des Komponisten. Wer Glück hat, kann in dem Gasthaus live Klaviermusik hören. Dazu gibt es tschechisches Bier und Böhmische Speisen.

Ein lohnendes Ausflugsziel nahe Teplitz: die Seilbahn der einstigen Bergbau-Stadt Krupka. Hier wurde im 13. und 14.  Jahrhundert Zinnerz abgebaut, dokumentiert im Museum des kleinen Städtchens. Im Sommer können Interessierte den Stollen „Starý Martin“ besichtigen.

Ein ganz besonderes Erlebnis: die Fahrt von Krupka mit dem Sessellift auf den Gipfel des Berges Komáří Vížka, nahe der Kurstadt Teplitz. Oben angelangt, eröffnet sich dem Betrachter ein bezauberndes Panorama.

Zügig geht es mit dem Lift auf den Gipfel des Berges Komáří Vížka. Die Sesselbahn ist 2342 m lang und damit die längste Seilbahn ohne Zwischenstation in Tschechien. Die Bahn wurde von 1950 bis 1953 erbaut und ist ganzjährig in Betrieb. Die Zweisessellifte sind seitwärts angeordnet. 20 Minuten dauert die Fahrt zur Oberstation in 808 Metern über dem Meeresspiegel. Hier befindet sich das Mückentürmchen, ein Aussichtsrestaurant mit Blick über Riesengebirgsgipfel und das ganze Böhmische Mittelgebirge. Für rüstige Wandersleute und Radfahrer führen von hier aus gut ausgeschilderte Routen hinab ins Tal. Im Winter bietet diese Gegend Ski-Abfahrtslauf in verschiedenen Schwierigkeitsgraden sowie schneesichere Loipen für Langlauftouren.

8 km von Teplice entfernt befindet sich das heutige Nationalkulturdenkmal Schloss Duchcov (deutsch Dux). Die Geschichte dieses mittelalterlichen Baus beginnt im XIII. Jahrhundert, als er von dem örtlichen Feudalherren Grabisici errichtet wurde, um das Land vor kriegerischen Nachbarn zu schützen. Auf Schloss Dux verbrachte Frauenliebling Giacomo Casanova seine letzten Lebensjahre, von 1785 bis 1798, und war häufiger  Gast in Bad Teplitz. Casanova, der zu den größten Schriftstellern des 18. Jahrhunderts gehörte, arbeitete im Schloss als Bibliothekar und schrieb dort seine umfangreichen Memoiren.


Ein Kleinod in Teplitz: der Botanische Garten am Rande der Stadt.

Absolut sehenswert: der Teplitzer Botanische Garten, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch den Grafen Clary-Aldringen gegründet. Ursprünglich wurde das Kleinod für den Anbau seltener Pflanzen aus tropischen Ländern genutzt. Aristokraten kauften hier Sämlinge und Blumen, um damit ihre Villen und Grundstücke zu veredeln. Heute zieht der Botanische Garten mit seinen Gewächshäusern und Blumenbeeten immer mehr Einheimische und Touristen an. Im Tropenhaus beispielsweise beleben ein Wasserfall, die Ruine einer mexikanischen Pyramide, Orchideen und andere seltene Pflanzen das Areal.  Eine kleine Konditorei mit Blick aufs Freigelände, einer Fülle farbenprächtiger Pflanzen, lädt ein zu Kaffee und Oblaten.

Bevor wir unseren Kurztrip beenden, geht es noch für zwei Stunden ins Teplitzer Kurhaus Beethoven, ins Thermalium. Hier lassen wir in entspannter Atmosphäre unseren Miniurlaub ausklingen. Im ersten Stock befinden sich die größten und wärmsten Thermalbassins in Böhmen. Der Komplex verfügt über ein Hauptthermalbassin mit Massage- und Rehabilitationsfunktionen, ein Thermalbassin fürs Schwimmen, einen Kneippweg und eine Sauna. Gespeist sind die Becken mit Wasser aus der Thermalquelle Pravidlolo. 18 000 Jahre lang sammelten sich hier Mineralien und seltene Elemente aus dem Vulkanmassiv unter der Stadt. Das daraus resultierende Heilwasser beugt Osteoporose vor, verzögert Gelenkveränderungen und stärkt die körperliche Verfassung. Völlig relaxt und mit dem Gedanken, uns das nächste Mal mehr Zeit für Teplitz und seine Region zu nehmen, fahren wir wieder zurück nach Deutschland.

Fotos: Renate Stiebitz

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